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Geschiedener Stutenfänger

■ Heute: Ein Live-Talk mit Mr. Marlboro JUGENDFREIEGLIMMERFILME

taz: Die erste Frage an dich, Marlboroman: Du siehst gut aus, du hast Erfolg... und du pfeifst drauf, denn deine Welt ist die Einsamkeit und das Abenteuer?

Marloboroman (sonor): Ja, das stimmt, aber ganz so einsam bin ich nicht. Da ist noch mein Team, und wenn mein Team und ich ein wildes Pferd oder Problem gebändigt haben, gönnen wir uns eine echte aus erlesenem Tobak.

Ja, romantisch und modern zugleich, denn du und deine Freunde, ihr bezwingt ja nicht nur wilde Stuten, sondern auch Motorräder, Rennboote und Jeeps, um in der amerikanischen Wildnis überleben zu können.

Ja, man muß mit der Zeit gehen, und eine moderne Zeit verlangt eben auch eine moderne Zigarette.

Was treibt euch denn da raus in die Öde, ist es der prosaische Schmerz, ein Amerikaner zu sein, oder habt ihr keinen Bock, mit eurer Familie abends 'ne gute Fernsehshow zu gucken?

Also, von Schmerz keine Spur. Ich persönlich bin schon zweimal geschieden und seh' meine Kinder nur selten. Wenn mein Abenteuerteam die Abenteuerwoche am Lagerfeuer hinter sich hat, jetten wir erst mal in die nächste City, nach Dallas, das paßt gut zu unseren Hüten, und haun erst mal auf die Pauke, Bunnies gibt's da ja in Hülle und Fülle, aber am Sonntag abend haben wir dann die Schnauze voll von den ganzen Niggern, Hippies und leichten Mädchen und jetten zurück zur Ranch, wo unser Assi schon mal unsere Wildpferde wieder in den Canyons versteckt hat.

Was, ihr fangt jede Woche die gleichen Wildpferde ein?

Klar, wir rauchen ja auch immer die gleichen Zigaretten.

Du meinst, zu einer Sisyphusarbeit gehört auch eine Sisyphuszigarette?

(überlegt) ... Ja, kann man so sagen, aber kräftig muß sie sein und amerikanisch, da darf nix Ausländisches rein. Ich kann mich noch erinnern, wie mein Dad und ich an der Westküste auf die Japser und Kommis gewartet haben, mit 'ner 45er in der einen und 'ner Marlboro in der anderen, ich pass' auch immer auf, daß kein Kommi mir lebend in meinen Canyon...

Äh, Marlboroman, mal was ganz anderes. Wer ist denn der Grünschnabel, der da mit seinem weißen Hut durch die Marlboro-Lights-Werbung reitet?

Oh ja, das ist Bill, ein neuer. Er reitet immer alleine und ist scharf auf weiße Wildpferde. Ein Spinner, schreibt Gedichte und so und kommt nie mit in die Stadt zu den Mädchen. Wir wollten ihm noch nicht unsere markige Titelmelodie mit auf den Weg geben, aber wenn er sich erst mal die Hörner abgestoßen hat und nicht mehr die Schwuchtel-Lights raucht, kann er ins Team.

Die Melodie habt ihr ja damals für eine sechsstellige Summe gekauft. „The Magnificant Seven“, eigentlich eine Westernmelodie. Aber in der Lights-Werbung geht doch der ganze Sinfonieschwung der Mucke baden.

Na ja, wir wollten Bill 'n bißchen ärgern und haben ihm 'n Tape mitgegeben, worauf die Melodie auf 'ner Harfe gezupft wird. Das weibische Geklimper macht ihn bestimmt wahnsinnig, wo er doch den gleichen Power-Ghettoblaster in der Satteltasche hat wie wir.

Yeah, danke, Marlboroman, daß du zu unserem Live-Talk gekommen bist, und ich hoffe für Bill, daß er bald zu eurem Superteam gehört.

Jo, Hauptsache, die nächste Marlborotour gewinnt nicht wieder 'n Türke. Interview: S.A.F.T.

Der Kurzfilm Marlboro (USA, 1990) läuft in diversen Berliner Lichtspieltheatern.

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