UNTERM STRICH

Die traditionsreiche, in den letzten Jahren aber etwas verblaßte Filmfabrik MGM/UA Communications geht für umgerechnet knapp 2,1 Milliarden Mark in italienische Hände über. Sie wird unter dem Firmennamen Pathe Communications Co. weitergeführt. Am vergangenen Donnerstag setzten der Hollywood-Mogul Kirk Kerkorian und der Italiener Giancarlo Parretti in Los Angeles endlich ihren Namenszug unter den Zusammenschluß, nachdem der Käufer dem Verkäufer einen Scheck in Höhe von 967 Millionen Dollar für die letzte Rate ausgehändigt hatte. Wieviel Schulden Pathe aufgenommen hat, bleibt vorerst ein Geheimnis. Beide Unternehmen standen aber, wie in Finanzkreisen verlautet, schon vor dem Deal tief in der Kreide: MGM/UA schuldet Obligationären, die seine Risikoanleihen gekauft haben, etwa 393 Millionen Dollar, und Pathe soll 250 Millionen Dollar Schulden haben. Zur Finanzierung der Bargeldübernahme mußte Pathe wertvolle Lizenzen an die MGM/UA-Filmbibliothek verkaufen. Die Turner Broadcasting System Inc. zum Beispiel zahlt etwa 200 Millionen Dollar an Fernsehsenderechten für Dutzende englischsprachiger Filme, und Time-Warner Inc. läßt sich die Heimvideo-Verleihrechte der MGM/UA-Filme 125 Millionen Dollar kosten.

MGM und Pathe haben bereits 200 Millionen Dollar in die Produktion von 14 Filmen gesteckt, die zur Zeit gedreht werden. Mit einem einzigen Hit könnten also weitere Filme finanziert werden. Kerkorian wird für die Übernahme 995 Millionen Dollar kassieren, und seine gemeinnützige Stiftung erhält 108 Millionen Dollar. Die Übernahme ist nur eine in einer Reihe von Akquisitionen von Hollywood-Studios durch ausländische Anleger. Drei von sieben der bekanntesten sind jetzt im Besitz ausländischer Firmen: Columbia Pictures (Japan), 20th Century Fox (Australien) und jetzt MGM/UA (Italien). Ein vierter Unterhaltungskonzern, MCA Inc., die Muttergesellschaft des Studios Universal Pictures, verhandelt zur Zeit mit der japanischen Matsushita Electric Industrial Corp. zwecks eines möglichen Aufkaufs.

MGM/UA hat zwar in den letzten Jahren mehrere Kassenschlager produziert, darunter „Rain Man“ mit Dustin Hoffman. Doch Kerkorian beschäftigte sich in den letzten drei Jahren mehr damit, einen Käufer für MGM/UA zu finden, als Filme zu machen. Mehrfach hat er in dieser Zeit Teile der Firma verkauft, nur, um sie später wieder zurückzukaufen. Parretti erschien erstmals vor mehreren Jahren mit dem Kauf der maroden Cannon Group auf der Hollywood-Szene. Seitdem wird spekuliert, daß er in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Bei dem Fest in einem Italiener-Restaurant in West-Hollywood (Los Angeles), wo die Übernahme mit Champagner und Spaghetti begossen wurde, merkte man allerdings nichts davon. MGM/UA-Bosse händigten Parretti als Geschenk die Leine für einen lebendigen Löwen aus. Der brüllende Löwe ist das Markenzeichen der MGM. „Non me mangea“ („Friß mich nicht auf“), soll Parretti gesagt haben. Doch der Löwe, schrieb die Zeitung 'The Wall Street Journal‘ am Freitag bissig, könnte Herrn Parretti am Ende doch noch zum Lunch verspeisen.

Sieben Filme zum Thema Umwelt haben bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Ökomedia '90 in Freiburg Auszeichnungen erhalten. Der Sonderpreis der Stadt (10.000 DM) ging an Die Schmerzen der Lausitz von Peter Rocha aus der Ex-DDR und Mikrofon von George Schliarewski (Sowjetunion). Den Sonderpreis des Bundesumweltministeriums für herausragende filmische Leistungen auf dem Gebiet der Umweltbildung in Höhe (7.000 DM) erhielten zu gleichen Teilen Das weiße Loch von Jürgen Haacks (Bundesrepublik) und Der Kreis von Klaus Georgi aus der Ex-DDR. Der Förderpreis der Europagruppe „Die Grünen“ wurde an Amor, Mujeres y Flores von Marta Rodriguez und Jorge Silva aus Kolumbien vergeben. Die Ökomedia-Auszeichnung für die beste journalistische Leistung erhielt South Africa, the Wasted Land von Jamie Hartzell (Großbritannien).

Vom 21. bis zum 25. November zeigt das Berliner Eiszeit-Kino eine Filmreihe zum Thema Aids und Medien. Manfred Salzgeber wird ein Einführungsreferat halten, zur Aufführung kommen unter anderem Buddies von Arthur J. Bressan, der erste Spielfilm zum Thema, Filme von Paul Vecchiali, Rosa von Praunheim, Jeremy Podeswa, Isaac Julien, aus der BRD, den USA, Frankreich, Neuseeland, Kanada. Dazu gibt es Diskussionen und Seminare. Ein Teil der Retrospektive geht mit einigen Filmemachern auf Deutschlandtournee. Die Stationen: Dresden, Freiberg, Chemnitz, Augsburg, Stuttgart, Tübingen. Genaueres: Edition Manfred Salzgeber, Motzstraße 9, 1000 Berlin 30.