SED-Atommüllager soll weiter genutzt werden

■ Töpfers Bundesamt für Strahlenschutz sieht „kein Risiko“

Berlin/Morsleben/Bonn (dpa/taz) — Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter ist offenbar wild entschlossen, das Atommüll- Endlager Morsleben bei Helmstedt weiter zu nutzen. Das BfS hat am Mittwoch offiziell die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern (DBE) damit beauftragt, den Betrieb des von der SED gebauten und genehmigten ehemaligen DDR-Endlagers zu übernehmen. Ein sicherheitsrelevantes Risiko, das die weitere Einlagerung in Frage stellen würde, sei nicht zu erkennen, erklärte das BfS unter Berufung auf „Zwischenergebnisse“ einer Sicherheitsanalyse. Umweltminister Töpfer hatte im letzten August die Gesellschaft für Reaktorsicherheit damit beauftragt, das Morslebener Atommüllager zu überprüfen.

Die Helmstedter Rechtsanwältin Claudia Fittkow warf dem Bundesamt für Strahlenschutz und dem Bonner Umweltministerium gestern vor, daß sie jetzt versuchen würden, einen sauberen Betreiber zu präsentieren, nachdem die Frage von Eigentümer, Betreiber und Kontrollinstanzen über mehrere Wochen völlig unklar gewesen sei. Zudem seien die Gemeinde Morsleben und der Kreis Haldesleben zur Übernahme des Endlagers bis heute nicht einmal angehört worden. Dies seien massive Rechtsverstöße. Frau Fittkow hat nach ihrem Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen den Weiterbetrieb in Morsleben jetzt eine Verfassungsbeschwerde eingereicht.

Am letzten Wochenende wurde in Haldesleben die erste „gesamtdeutsche Bürgerinitiative“ gegen Atomanlagen gegründet. Die neue „Initiative gegen das Atommüll-Endlager Morsleben“ mit Mitgliedern aus alten und neuen Bundesländern will die Bevölkerung im Eiltempo über die „unglaublichen Zustände“ in Morsleben aufklären. Von der abenteuerlichen Einlagerung flüssiger Abfälle bis hin zu den verbeulten Fässern, in denen die strahlenden Frachten einfach abgekippt würden, verstoße der Betrieb des Endlagers in vielen Punkten gegen deutsche Sicherheitsregeln, erklärten BI-Sprecher.

Die „Ärzte gegen den Atomkrieg“ rufen zu einer eigenständigen Ärzte-Demo innerhalb des bundesweiten Protestes gegen das Atommüllager in Gorleben am 10. November auf. Atomarer Müll stelle eine langandauernde, außerordentliche Gefahr für Gesundheit und Umwelt durch ionisierende Strahlung dar, heißt es in einem Aufruf. Die „Ärzte gegen den Atomkrieg“ erheben in „unserem und im Namen unser Patienten“ Einspruch gegen den Weiterbau in Gorleben und fordern zugleich den Ausstieg aus der Atomenergienutzung. -man-/gn