Drogenkrieger gibt auf

Präsident Bushs „Drogenzar“ Bennett blieb erfolglos  ■ Aus Washington Rolf Paasch

Amerikas erster Drogenkrieger verläßt das Schlachtfeld. William J. Bennett, Präsident Bushs Sonderbeauftragter für den vor einem Jahr offiziell erklärten Krieg gegen Drogen, wurde am Donnerstag in einer Zeremonie im Weißen Haus mit lobenden Worten verabschiedet.

Bennetts Erklärung, er trete aus Besorgnis um seine Familie zurück, nachdem er aufgrund von Drohungen schon einen dritten Leibwächter erhalten hatte, klingt wenig überzeugend. Insider behaupten, der streitbare Professor habe sich jüngst als Drogenkrieger vernachlässigt gefühlt und strebe nun nach höherem.

Trotz des präsidentiellen Lobes ist die Erfolgsbilanz des von Bennett konzipierten und dieses Jahr acht Mrd. Dollar kostenden Programms zur Drogenbekämpfung eher kläglich. Zwar hat sich der Marktpreis für Kokain erhöht, und auch einige weiße Mittelklassen- Schnupfer sind von dem Genuß des weißen Pulver abgekommen. In den schwarzen Ghettos der amerikanischen Innenstädte hat jedoch ein verschärfter Verteilungskampf zwischen Crack-Dealern zu neuen Rekord-Mordraten geführt. Vor allem in der Bundeshauptstadt Washington ist Bennetts Modellversuch zur Drogenbekämpfung völlig fehlgeschlagen.

Auch scheint Bennetts Philosphie, die Drogensucht vor allem durch Kriminalisierung zu bekämpfen, zunehmend unpopulär zu werden. Nach jüngsten Umfragen sprechen sich zwei Drittel der Bevölkerung für zusätzliche Programme zur Aufklärung und Behandlung von Drogenopfern aus.

Die von Bennett immer wieder beschimpften Liberalen und Liberalisierungsbefürworter vermuten unterdessen einen anderen Grund für seinen Rücktritt: seine eigene Drogensucht. Nachdem der Kettenraucher Bennett sein Bedürfnis im Amt immer nur auf der Toilette praktizieren durfte, kann er sich nach seinem Rücktritt vom Amt des „Drogenzars“ nun ungestört zu Tode rauchen.