Leipziger Todesschuß: Ermittlungsverfahren eingeleitet

Berlin (taz) — Staatsanwaltschaft und Polizei in Leipzig mauern: Eine Woche, nachdem die Polizei bei Auseinandersetzungen mit randalierenden Fußballfans einen 18jährigen Berliner Hooligan erschoß und weitere schwer verletzte, wollen die Behörden zum Stand der Ermittlungen keine Angaben machen. Mit der Begründung, daß es sich um ein laufendes Vefahren handele, verweigerte die Leipziger Staatsanwaltschaft gestern jede Stellungnahme zu den Vorwürfen Berliner Hooligans, nach denen dem Schußwaffeneinsatz am vergangenen Samstag keine Notwehrsituation vorausgegangen sei. Bestätigen wollte sie auch nicht, daß gegen Polizisten ermittelt würde. Der Sprecher des Polizeibezirksamtes in Leipzig, Gaasbeck, teilte immerhin mit, verschiedene Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch, Widerstand gegen Vollzugsbeamte und der Anwendung von Schußwaffen seien eingeleitet worden. Zahlen nannte er keine, der zuständige Staatsanwalt habe einen „Pressestopp“ verhängt.

Berlins Innensenator Pätzold (SPD) hat unterdessen seine Kollegen in den alten Bundesländern und im Bund „zu einer sofortigen Sonderaktion“ aufgerufen. Auch nach der Bildung der Landesregierungen könnten die Aufgaben in den neuen Bundesländern nur mit einer „massiven personellen und Beratungshilfe“ bewältigt werden. Ohne eine außergewöhnliche „Blutzufuhr“ von Führungskräften „besteht die Gefahr, daß die besorgniserregenden Entwicklungen, insbesondere im Bereich der öffentlichen Sicherheit, dramatisch fortschreiten und ein Zusammenbruch droht“. wg.