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“Wir fragen nicht lange und packen einfach an“

■ Panzer und Gasmasken über Bremen zum Golf

Bremen wird mehr und mehr zu einem internationalen Umschlaghafen für Waffen und anderes Kriegsgerät in Richtung Golfregion. Außerdem sollen die US- Truppen aus Garlstedt bei Bremen ins Golfgebiet verlegt werden. Der vorgeschobene Teil der Zweiten Panzerdivision soll in Kürze die US-und multinationalen Streitkräfte der „Operation Wüstenschild“ in Saudi-Arabien verstärken. Sie gehört zu einem Kontingent, das zusammen mit US-Streitkräften aus Ansbach, Frankfurt und Nürnberg für einen Einsatz vorbereitet wird. Wie gestern das Public Affairs Office der Einheit bestätigte, sei die Aktion fest eingeplant, Umfang und genauer Zeitpunkt seien jedoch noch nicht bekannt. Die Soldaten haben bereits ihre Familien informiert.

Die Verladung von 7000 Kubikmetern Gasmasken, Schutzanzügen und Neutralisierungspulver über Bremen wurden der taz gestern ebenfalls bestätigt. Nach Schilderung von Hafenarbeitern, wurden sie mit etwa 70 Bundeswehr-Lastern in Lagerschuppen 15 gebracht. „Wir mußten die Pappkartons öffnen und die Gasmasken in Holzbehälter umpacken. Wegen der Transportbestimmungen“, erzählt einer von ihnen. Er glaubt, daß sie aus alten Bundeswehrbeständen stammen, denn „die sahen genauso aus, wie die, die wir damals beim Bund benutzt haben“.

Beschriftet waren die Kisten mit „Istanbul“ und „türkische Militärregierung“. 400.000 Stück seien es mindestens gewesen. „Mein erster Gedanke war, die sollen bestimmt im Golf eingesetzt werden“, sagt ein anderer Hafenarbeiter. Ansonsten werde hier so viel verladen, „manchmal wissen wir gar nicht, was in den Kisten drin ist. Wir fragen nicht lange und packen an.“ bz

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