Bündnis gegen Flächen-Politik

■ BUND, Ev. Kirche und Initiativen wollen Fraktionen umstimmen

Gegen die „verschwenderische und verantwortungslose“ Bau- und Gewerbeflächen-Politik des Senats organisiert sich jetzt Widerstand. Bremer Initiativen, Vereine und die Evangelische Kirche haben sich, wie die Verkehrs-Initiativen, zu einem Bündnis zusammengeschlossen und wollen künftig „mit einer Stimme sprechen“, so Helmut Horn vom BUND: BI Weidedamm, Recyclinghof, Verein Ökostadt, BI Neue Energie, Ev. Kirche, BUND. Ihre Kritik trugen gestern 10 ihrer VertreterInnen vor.

Der Hintergrund: Früher, 1957, bestand Bremen zu 2/3 aus freier Landschaft und zu 1/3 aus Siedlungsfläche; heute ist es schon umgekehrt: Nur noch 1/3 der Fläche besteht aus naturbelassenen, größeren Flächen, die Hälfte ist gar komplett zugebaut. Flächen wachsen aber nicht nach. Für den Weserpark, die Flughafenerweiterung, Uni-Technologiepark, Güterverkehrszentrum u.a. sind über 300 Hektar verbraucht worden, für Wohnungsbau sind 280 weitere ha vorgesehen. Mit 800 ha mehr wird für die nächsten 10 Jahre gerechnet. Und: So viel, wie Alt-und Neustadt oder Bürgerpark und Stadtwald zusammen, 350 ha, sollen bald Gewerbegebiet werden.

Dieser Raubbau sei ein Bruch der Landesverfassung, die in Art. 11a Boden, Luft und Wasser besonderem Schutz und sparsamer Nutzung unterstellt. Angeblich aus „Konkurrenzwang“ mit dem Flächenstaat Niedersachsen habe der Senat Flächen an Firmen verplempert. „Konkurrenz? In welchem Jahrhundert leben wir?“ fragte Herbert Brückner, Umweltbeauftragter der Ev. Kirche, und empfahl Kooperation und regionale Planung statt dem Denken in Stadtgrenzen.

Unter dem irreführenden Deckmantel der Sozialpolitik gebe man Flächen zur Wohn-Bebauung frei, obwohl dann, wie am Weidedamm, „teures Wohnen in der ersten Reihe und nicht für die, die Wohnraum brauchen“ dabei herauskomme, kritisierte Maria Haucke von der BI Weidedamm.

Brückner, faßte zusammen: „Drei Schritte sind nötig. Der Senatsbeschluß muß gekippt, die Fraktionen SPD und Grüne zur Vernunft gebracht werden. Sonst müssen wir, wie der Verbund der Verkehrs-Initiativen, mit Aktionen diesen Flächenraubbau verhindern. Und dann, als letztes Mittel, gibt es ja auch die Wahlen.“ Brückner war bis vor zwei Jahren SPD-Landesvorsitzender und hatte im Sommer wegen ökologischer Hoffnungslosigkeit sein Bürgerschafts-Mandat zurückgegeben.

Michael Abendroth vom BUND forderte: Statt Siedlungs- Monstern am Stadtrand Baulücken im Innenbereich nutzen, mindestens zweigeschossig und in Reihe bauen statt freistehend und flach. Und: Die geplante großflächige Bebauung des Werderlandes, der Osterholzer Feldmark, vor allem aber der Wesermarsch bei Hemelingen gehöre sofort zurückgenommen, der Europahafen dagegen wieder in die Debatte gebracht. Statt einer städtebaulichen Prüfung habe es dort nur einen Kniefall vor den Hafen-Firmen gegeben. Susanne Paas