CHIPS & TIPS

■ Samstag * Sonntag

CHIPS & TIPSVon Harald Keller

FLEET STREET

Für uns Unverbesserliche, die wir trotz Maggie Thatcher unheilbar an Anglophilie kranken und noch zudem an der Medienlandschaft interessiert sind, ist diese Dokumentation natürlich ein Muß: Christa Maerker berichtet über den Wandel der berühmten Londoner „Zeitungsstraße“. Es ist ihr sogar gelungen, ein Interview mit Robert Maxwell, dem „Citizen Kane“ unserer Tage, zu bekommen. Die Journalisten Maggie Brown vom 'Independent‘ und Simon Jenkins von der 'Sunday Times‘ berichten kompetent über die Veränderungen der britischen Presselandschaft.(West 3, 14.00 Uhr)

PICKWICK-CLUB

Wie war das noch neulich mit linksgeschraubt und rechtsgedreht oder rechtsgewirkt oder linksgenäht? Jedenfalls beschäftigten sich die Autoren dieser Sendereihe um die Merk- Würdigkeiten des Alltags schon 1988 mit der Frage, warum Wasser immer linksherum strudelt. Damit wir nicht dumm sterben, hat die Nordkette das Magazin noch einmal ins Programm genommen. Wer sich's ansieht, weiß nachher, warum man niesen muß, wenn man in grelles Licht schaut, und warum Kugelschreiber an der Decke nicht schreiben.

(Nord 3, 14.30 Uhr)

GRAF DUCKULA

Als Synchronsprecher der Titelfigur dieser herzigen Zeichentrickserie hat der frühere Moderator und jetzige Schauspieler Ilja Richter ein schönes Auskommen gefunden. Gelegentlich tritt er auch als Kabarettist vor sein Publikum. Schon in früheren Jahren bewies er Sinn für doppelbödigen Humor. 1980 beispielsweise gab er der 'Bild‘-Zeitung zwecks Publikation unter der Rubrik „Warum ich 'Bild‘ lese“ gewitzt zu Protokoll: „Unter den vielen Zeitungen, die ich täglich lese, kenne ich keine, die ein so vielschichtiges Publikum hat wie die 'Bild‘. Freunde und Feinde dieses Blattes entstehen nur durch Leser dieses Blattes ...“ Mindestens der zweite Satz trifft ja sogar auf die taz irgendwie zu ...

(17.25 Uhr, ARD)

SPARTACUS

Die Notizen zum Thema Stanley Kubrick scheinen programmbedingt zur Fortsetzungsserie zu werden. Nach dem gewinnbringenden Verkauf des Films Killer's Kiss, der vergangenen Samstag von SAT.1 gezeigt wurde, gründete Kubrick zusammen mit James B. Harris eine eigene Produktionsgesellschaft, mit der er den Actionfilm The Killing realisierte. Der Erfolg des Films brachte Harris und Kubrick einen Vertrag mit der MGM ein, der aber gelöst wurde, ehe das erste gemeinsame Projekt, der Film Wege zum Ruhm, in Produktion ging. Kubrick wandte sich mit dem fertigen Drehbuch an Kirk Douglas, dessen eigene Produktionsfirma schließlich den Film mit United Artists gemeinsam herstellte. Wiederum war Kubrick erfolgreich, mußte dann allerdings eine längere Flaute hinnehmen, da er aus dem Vertrag mit Marlon Brando, dessen One-Eyed-Jack er inszenieren sollte, vorzeitig entlassen wurde. Inzwischen arbeitete Kirk Douglas mit dem Regisseur Anthony Mann an dem monumentalen „Starvehikel“ Spartacus. Mann gab schon in den ersten Drehtagen auf, und Douglas bot Kubrick an, die Arbeit zu übernehmen. Kubrick ließ sich die Zusage geben, das Drehbuch, verfaßt von dem McCarthy-Opfer Dalton Trumbo, nach eigenem Gutdünken ändern zu dürfen, versäumte aber, diesen Wunsch vertraglich zu fixieren. So wurde Spartacus der einzige Film des Regisseurs, bei dem er ohne maßgeblichen Einfluß auf das Szenario blieb.(DFF 2, 21.45 Uhr)

F.I.S.T. —

EIN MANN GEHT SEINEN WEG

In der Rolle eines Arbeiters, der sich anno 1937 verbissen bis an die Spitze seiner Gewerkschaft vorarbeitet und dabei korrumpiert wird, sehen wir Sylvester Stallone. „Rocky“ als ernsthafter Schauspieler? Das ist nichts. Mir gefällt er am besten, wenn er als „Rambo“ mit tieftraurigen Augen widerstrebend in den Krieg zieht und Sprüche abläßt wie: „Ich bin dein schlimmster Alptraum!“ Das braucht man gar nicht mehr zu parodieren — an solchen Stellen gröhlt das ganze Kino vor Lachen.(SAT.1, 22.05 Uhr)

DER HUND

DER BASKERVILLES

Der Cutter und Regisseur Terence Fisher hatte schon eine Vielzahl von Filmen der unterschiedlichsten Genres gedreht, ehe er sich den klassischen Horrorthemen zuwandte, für deren eigenständige Bearbeitung er berühmt wurde. Sein erster Horrorfilm war eine Adaption des Frankenstein-Sujets, für das er notgedrungen neue bildnerische Lösungen finden mußte, da die Inhaber der Rechte, die US-amerikanischen Universal Studios, den Ur-Frankenstein aus dem Jahre 1931 bis ins kleinste Detail hatten schützen lassen. Auch Fishers Version des Conan-Doyle-Romans lebt von der besonderen Ästhetik der Hammer-Filme und betont den gruseligen Aspekt der Geschichte. Fishers bevorzugte Schauspieler, Peter Cushing (Sherlock Holmes) und Christopher Lee (Henry Baskerville), dürfen dabei natürlich nicht fehlen.(SAT.1, 17.10 Uhr)

ML — MONA LISA

Die Journalistinnen des Frauenmagazins haben sich die Beantwortung der Frage „Müssen Frauen schön sein?“ zur Aufgabe gemacht und versprechen in der Tat, das Geheimnis um die weibliche Anziehungskraft zu lüften. Die Aussagen lassen sich noch am nämlichen Abend überprüfen, wenn auf Tele 5 der Look of the year vorgeführt wird, eine Parade der Schönsten der Schönen, aufgezeichnet in Rio de Janeiro. Übrigens wären die Schönheitsideale, denen Männer unterworfen sind, auch mal ein reizvolles Thema.

(ZDF, 18.10/ Tele 5, 22.15 Uhr)

CRIME STORY

Ganz offensichtlich verfolgen die Programmverantwortlichen von RTL plus ihr eigenes Programm nicht — andernfalls hätten sie gemerkt, daß von drei zusammengehörigen Episoden der Serie Crime Story zunächst Teil zwei gezeigt wurde und erst dann Teil eins, mit etwas Glück folgt heute Teil drei. Spannende Geschichte, das.

(RTL plus, 23.45 Uhr)

KANAL 4 VOR ORT

Anfang der achtziger Jahre begann die Kölner Szene, den ver(spieß)bürgerlichten Karneval zurückzuerobern und antwortete auf die „Prunksitzungen“ der etablierten Karnevalsvereine mit der „Stunksitzung“. Die ist mittlerweile so erfolgreich, daß es mit der unkonventionellen Prunksitzung bereits eine Alternative zur Alternative gibt. Geschunkelt wird indes immer. Dazu Herr Schnickler von der Kabarettgruppe 3Gestirn Köln eins: „Auf einer Kölner Sitzung, ob alternativ oder nicht, muß geschunkelt werden. Wenn da nicht geschunkelt wird, reißen sie danach die Bude ab. Wenn du den Dreivierteltakt nicht mindestens zwei-, dreimal drin hast, dann gibt das Ärger, selbst mit den Alternativsten der Alternativen.“ Kanal 4 zeigt in seinem SAT.1-Fensterchen heute nacht die Höhepunkte der „Stunksitzung“ vom vergangenen Jahr. Sonst macht's ja keiner.

(SAT.1, 1.00 Uhr)