Auf der Suche nach den Schweinswalen

■ Ökologie-Station macht Walforschung

Wer hat nicht schon mal die riesigen Delphinschwärme in der Südsee bestaunt? Doch um Delphin-Sehnsüchten zu frönen, muß man gar nicht weit fahren. Denn: Sie tummeln sich auch vor unseren Küsten. Es sind „Kleine Tümmler“ oder „Schweinswale“. Allerdings: die Idylle bei uns hat einen Knacks. Schweinswale nämlich sind in ihrem Bestand stark gefährdet.

Um herauszufinden, warum das so ist, hat die Abteilung „Nordseeschutz“ des World Wide Fund for Nature (WWF) im Juli ein Forschungsprojekt zur Beobachtung dieser zur Gattung der Kleinwale gehörenden Meeressäuger gestartet. Zuständig bei den weltweit organisierten UmweltschützerInnen ist die Abteilung „Nordseeschutz“. Sie hat ihren Sitz in der Ökologiestation in Bremen-Schönebeck. Außerdem daran beteiligt: Das zur Uni Kiel gehörende „Forschungs-und Technologiezentrum Westküste“ in Büsum. Das Ganze läuft erstmal drei Jahre. Solange fließen die Mittel (rund 100.00 Mark im Jahr) vom Bundesumweltministerium für eine Büsumer Wissenschaftlerstelle.

Dort laufen alle endlang der Küsten und auf See gemachten Beobachtungen zusammen. Um über Flippers Verwandte möglichst viel zu erfahren, stützt sich das WWF-Projekt auf drei Grundpfeiler, für die spezielle Meldbögen entwickelt wurden:

Deichgrafen, Vogelwarte und andere berufsmäßige Küstenläufer sind aufgefordert, gestrandete Tiere zu melden.

Kapitäne werden gebeten, ihre „Sichtbeobachtungen“ auf See weiterzugeben.

Fischer, in deren Netzen sich Tiere verfangen und ertrinken, sollen diese „Beifänge“ melden. Mitbringen sollen die Fischer die Kadaver jedoch nicht, denn damit würden sie die Tiere „einführen“ und gegen das Artenschutzabkommen verstoßen.

Beifänge in der Fischerei sind einer der Gründe für den Rückgang der Schweinswale. Und die Fischer haben in den 60er und 70er Jahren durch Überfischung der Makrelen-und Heringsbestände den Tieren ihre Nahrungsgrundlage genommen.

Einen weiteren Beitrag zur Dezimierung der Kleinwale leisten Schadstoffe wie PCBB und Kadmium, die das Immunsystem der Tiere angreifen. Welcher dieser Gründe jedoch letztlich ausschlaggebend ist, das soll mit diesem Forschungsprojekt herausgefunden werden.

In der Walforschung ist die Bundesrepublik Entwicklungsland. In Skandinavien und Großbritanien laufen schon seit mehreren Jahren Forschungsprojekte dieser Art. So beklagt WWF-Mann Lutter denn auch, daß die Bonner UmweltbürokratInnen sich erst auf „politischen Druck“ vor allem aus Skandinavien zur Unterstützung des Projektes entschlossen hätten. Die Entscheidung dafür fiel bei der letzten Nordsee-Schutzkonferenz in Den Haag.

Konkrete Forschungsergebnisse gibt es bereits in Dänemark. Dort hat man festgestellt, daß allein 600 Schweinswale im Jahr in Fischereinetzen rund um die dänischen Küsten verenden. Ulf Buschmann