: Pazifistin gegen Geisel
■ Heike Huschauer will sich zum Geiselaustausch anbieten INTERVIEW
taz: Frau Huschauer, Sie sind eine der Organisatorinnen einer Gruppe aus der bundesdeutschen Friedensbewegung, die nächste Woche eine Delegation in den Irak schicken will. Einige von Ihnen wollen sich auch anbieten, im Austausch gegen die dort festgehaltenen Geiseln im Irak zu bleiben. Ist die Friedensbewegung jetzt durchgeknallt?
Heike Huschauer: Ja, wir hatten zuerst auch das Gefühl: Jetzt sind wir völlig durchgeknallt. Aber diese Idee ist zugleich an vielen verschiedenen Orten in der Welt entstanden. Und als wir das erfahren haben, haben wir gedacht: Dann muß man auch daran weiterarbeiten.
Aber welchen Sinn soll ein solcher Austausch machen?
Wir sind zum großen Teil Menschen, die aus der christlichen oder aus der Gandhi-Friedensbewegung kommen, also Menschen, die daran glauben, daß es für alle Konflikte eine gewaltfreie Lösung gibt. Vielleicht ist es ein Zeichen, wenn wir sagen: Wir sind bereit, uns gegen die Geiseln austauschen zu lassen. Ein Zeichen vor allem in Hinblick darauf, daß ganz viele daraufhin gesagt haben: Seid ihr verrückt! Da sind doch schließlich auch Siemens-Manager drunter.
Und Mitarbeiter an militärischen Projekten.
Sicher. Das ist uns bewußt, und wir haben gesagt: Vielleicht gerade deshalb. Vielleicht ist das das Zeichen, daß wir deutlich machen: Alle Menschen haben ein Lebensrecht, und auch diese Leute haben Familie. Und ich gehe davon aus, daß es einfach keinen Frieden gibt, wenn ich nicht genausoviel für den Frieden einsetze wie andere für den Krieg.
Vor einem möglichen Austausch gegen ausländische Geiseln wird aber zunächst eine Gruppe ihres Zusammenschlusses in den Irak fahren. Was soll die dort tun?
Die erste Gruppe wird sicherlich sondieren müssen, wo überhaupt etwas getan werden kann, und wir hoffen, daß das, was wir tun, vielleicht zu Zeitverzögerungen führen kann. Ich denke, es ist ganz wichtig, daß Verständnis geschaffen wird. Wir denken da auch an die Beziehung zwischen dem Islam und dem christlichen Abendland. Wir werden von den Leuten, die da unten leben, als Christen betrachtet, und Christen sind diejenigen, die Millionen ihrer Brüder und Schwestern vor tausend Jahren umgebracht haben. Deshalb, denke ich, ist es wichtig, daß wir aufeinander zugehen, und da muß von uns der erste Schritt kommen. Interview: Vera Gaserow
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