UNTERM STRICH

Ihn hält es nie lange. Der Kointendant der Frankfurter Oper, Ulrich Schwab, ist vergangene Woche von seinem Amt zurückgetreten, auf dem er als Generalmanager der Städtischen Bühnen erst vor kurzem gelandet war. Der clevere Theatermanager, bereits schon einmal 1981 bis 1984 Generalmanager an Frankfurts Drei-Sparten-Betrieb Oper-Schauspiel-Ballett, der damals wegen des Fassbinder-Stücks „Der Müll, die Stadt und der Tod“ seinen Hut hatte nehmen müssen, zog mit seinem Rücktritt die Konsequenz aus Etatstreitigkeiten mit den städtischen Gremien. Sowohl personellen wie finanziellen Wünschen Schwabs war nach der Trennung der Bühnen von Oper, Schauspiel und Ballett — einer Umstrukturierung, die wohl auch mit der Ernennung Peter Eschbergs zum Leiter des Schauspielhauses einhergeht — nicht entsprochen worden. So sind für die Oper sechs Millionen dem Rotstift zum Opfer gefallen, 28 zusätzlich geforderte Planstellen wurden nicht bewilligt. Schwab bleibt bis Ende des Jahres Vize von Opernhauschef Gary Bertini, dessen Person genau das bietet, was Kulturpolitiker und Feuilletonschreiber garantiert wütend macht: ein hohes Gehalt und auswärtige Verpflichtungen, die sich ebenfalls bezahlt machen. Wer Nachfolger Schwabs wird und ob überhaupt einer, ist noch nicht bekannt. In jedem Fall stehe der Wiedereröffnung des vor drei Jahren abgebrannten Opernhauses im April nächsten Jahres nichts im Wege, heißt es von dort.

Gegen die angekündigten Massenentlassungen am Rostocker Volkstheater hat der Präsident der Genossenschaft Deutscher Bühnen- Angehöriger, Hans Herdlein, protestiert. Anlaß dafür ist die Ankündigung des erst kürzlich ins Amt gekommenen Generalintendanten Berndt Renne, mehr als vierzig Mitglieder des künstlerischen Ensembles — Schauspieler wie Regisseure — zu entlassen. Es handele sich um ein eingespieltes Ensemble, so Herdlein, dessen Zerschlagung durch nichts zu rechtfertigen sei. Der neuberufene Generalintendant habe „als Schauspieler und Regisseur noch keinerlei Beweis seiner Befähigung zur Leitung eines komplizierten Mehrspartentheaters“ erbracht. Darüber hinaus seien die Kündigungen rechtsfehlerhaft und würden von der Genossenschaft angefochten.

Als erster deutsch-deutscher Kongreß von Theaterschaffenden wird vom 21. bis 24. November in Berlin der Jahrestag der Dramaturgischen Gesellschaft stattfinden. Als Themen werden u.a. „Die Zukunft des Theatersystems in der ehemaligen DDR“, „Gegenwart der Politik in der dramaturgischen Arbeit“, „Geschichts- Entsorgung und Intellektuellen-Schelte“ sowie „Nachruf auf die künstlerische Arbeit in den Medien der DDR“ angekündigt. An den Gesprächsrunden werden sich u.a. Maik Hamburger vom Deutschen Theater Berlin, Gabriele Groenewold vom Schauspielhaus Bochum, Sigrid Neef von der Deutschen Staatsoper Berlin, Henning Rischbieter von 'Theater heute‘, Jürgen Schitthelm von der Berliner Schaubühne, Walfriede Schmitt von der Volksbühne, die Dramatiker Heiner Müller und Lothar Trolle beteiligen. Tagungsort ist die Akademie der Künste in Berlin (Ost). Alle Veranstaltungen sind mit Ausnahme der Mitgliederversammlung öffentlich.

Die Deutsche Angestelltengewerkschaft am 30. November veranstaltet in Walsrode, zwischen Hannover und Hamburg gelegen, eine Tagung zum Thema Europäische Kulturpolitik - Für wen? Während die EG- Kommission in Brüssel bereits konkrete Politik zu machen versucht und die Medienkonzerne ihrerseits grenzübergreifend ihre Macht konzentrieren, werden die Veränderungen von den Kulturschaffenden wie den Kulturkonsumenten bisher kaum wahrgenommen. Kommt am Ende die europäische Einheitskultur oder hat ein Europa der Regionen eine Chance? heißt es in der Ankündigung. Auf dem Podium werden diskutieren: der Mailänder Soziologe Dr. Silvano Custoza, Colette Flesch (EG-Kommission Brüssel), der Historiker Achatz von Müller (Uni Basel), der französische Publizist Jospeh Rovan sowie Herbert Nierhaus (DAG—Bundesvorstand). Die Gesprächsleitung hat Dr. Wildfried Rott (SFB). Anmeldungen für das Walsroder Forum nimmt die DAG entgegen, Ressort Bildungspolitik, Karl-Muck-Platz 1. 2000 Hamburg 36.

Die Weimarer Schillergesellschaft im Kulturbund e.V. wurde nach 20 Jahren am Sonntag aufgelöst. Während der Jahreshauptversammlung der aus dem Schiller- Arbeitskreis Anfang 1990 hervorgegangenen Vereinigung beschlossen die Mitglieder gleichzeitig die Gründung eines Weimarer Freundeskreises des Dichters. Ein Zusammenschluß der beiden deutschen Schiller-Gesellschaften, die eine in Weimar und die andere in Marbach, war aus juristischen Gründen gescheitert. Die Deutsche Schillergesellschaft in Marbach, die sich erstmals in diesem Jahr an den Weimarer Tagen beteiligte, hat in den alten Bundesländern 3.400 Mitglieder und besitzt mit dem Deutschen Literaturarchiv sowie dem Nationalmuseum einen umfangreichen Nachlaß des Dichters. Wie der bisherige Vorsitzende der Weimarer Gesellschaft, Siegfried Seidel, unterstrich, habe seine Vereinigung in der Ex-DDR insgesamt 600 Mitglieder, in der meist Pädagogen wirkten, etwas Gutes gewollt und Gutes geleistet haben.