Atomruine Niederaichbach wird abgerissen

München (taz) — Bereits nächste Woche soll im niederbayerischen Atomkraftwerk Niederaichbach eine Weltpremiere steigen, nämlich der weltweit erste Abbruch eines Reaktorkerns. Schon einmal, im November 1988, mußten die Abbrucharbeiten wegen kontaminierter Raumluft wieder aufgegeben werden. Nur 19 Tage war der Pannenreaktor in Betrieb. 230 Millionen setzte das Kernforschungszentrum Karlsruhe bei seinem Bau in den Sand. Seit 14 Jahren ist die Atomruine endgültig stillgelegt. In mehreren Prozeßrunden vor dem zuständigen Verwaltungsgericht in Regensburg versuchte das Landshuter Bürgerforum zusammen mit der Stadt Landshut den Abriß zu verhindern und unterlag. Bereits vergangene Woche hat der Landshuter Kreistag der Abbruchgenehmigung zugestimmt, obwohl weder das zunächst vorgesehene Bundesendlager im niedersächsischen Schacht Konrad noch ein anderes Endlager zur Verfügung steht. Bisher wurden schon 1.200 Tonnen kontaminiertes Material und konventionelle Teile demontiert.

In einem Eilantrag hat die bayerische SPD den Freistaat jetzt aufgefordert, das „Wahnsinnsunternehmen“ bis zum Nachweis eines Endlagers zu stoppen. „Der gesicherte Einschluß — wie er jetzt vorliegt — ist umwelt- und menschenverträglicher als jede andere befristete Teillösung des Problems“, stellt SPD-Umweltsprecher Kolo fest. Bedauerlich finden es die Genossen auch, daß sich der Kreistag vom bayerischen Umweltministerium überreden ließ, ohne eine feste Zusage zu haben, daß Karlsruhe die hochradioaktiven Teile auch aufnimmt. lui