AUSAUSTRALIEN

DERMUSIK-TIP  ■  LUBRICATED GOAT

Australien galt bisher immer als Boden für Bands, die sich entweder dem fetten Schweinerock oder dem Spätsiebziger Punk verschrieben hatten, und die sich an diesen beiden Basisrichtungen — oft auch kombiniert — begeistert abarbeiteten. Freunde leiserer und verzweifelterer Töne wie Nick Cave verließen das Land, in dem Bier- und Bauernmentalität fröhliche Urständ feiern. Cosmic Psychos, Bored! oder The Hellmenn zeigen, zu welcher Perfektion die Oz-Bands im Hau- Ruck-Rock gelangt sind.

Die Ziegenfreunde Lubricated Goat schlagen trotz offensiver Tiersymbolik etwas aus der Art. Ihr Metier ist das Feld der atonal-lärmigen Gewächse, wie wir sie eher von den dafür berüchtigten Amis Butthole Surfers oder Laughing Hyenas kennen. Doch die Goats erschöpfen sich nicht beim Aufbau monumentaler Noise- Walls, sondern gehen die Sache mehr untergründig an. Sie graben sich mit immer enger werdenden Soundfurchen spiralförmig in den Boden, damit's schön dumpf klingt, und lassen dann kleine sinnlose Sprößlinge wie Messerstiche nach oben schießen. Drums und Bass rumpeln tiefengewinnend voran, während die Gitarre die Krumen nach oben wirft und mit schrillen Kindermelodien nervt, die Stu Spasm selbst so ergötzen, daß er sich zu Bewegungen hinreißen läßt, die seinem Namen entsprechen. Manchmal drängt sich ein vorlautes Sax nach oben und schubst den Saiten-Clown hinweg. Der holt dann ein paar fiese, sonstwo zusammengesampelte Geräusche hervor, um den Krieg der Knöpfe wieder aufzunehmen.

Bei allen Dissonanzen hat der Krach von Lubricated Goat etwas luftiges. Lustig ist er erst recht. Die zappelnde Bühnenpräsenz der Band paßt nicht ganz zum Perverse-Buben-Image, das den Vieren nachgesagt wird, und das sie selbst so gern kultivieren. Alles ist ein großer Spaß, und was eine geschmierte Ziege ist, fragt Ihr am besten den Almöhi. Schwalbe

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