Mit SEK gegen Obdachlose im Bunker

■ Sondereinsatzkommando scheitert mit der Räumung / Polizei: Wollten nur befrieden

Der Bremer Drogenbeauftrage Guus van der Upwich hatte noch einen Fuß in der Gittertür des Bunkers Delmestraße, als plötzlich gegen 14.30 Uhr ein Beamter des SEK (Sondereinsatzkommando) aus seinem Versteck auf den Eingang losstürmte. Doch die Wache der Bunkerbelegschaft war schneller. Sie sperrte das Gitter rechtzeitig ab und verriegelt anschließend die Eingangsschleuse zum Bunker mit den beiden Betontüren.

Der Bunker soll geräumt werden, weil Sozialsenatorin Sabine Uhl bei der Belegung in der vergangenen Woche die Zusage gemacht hatte, daß das Gebäude am Montag wieder freigemacht wird. Als Alternative bietet die Senatorin einen Bunker in der Scharnhorststraße an, der im Moment von Asylbewerbern bewohnt wird.

Gestern mittag gegen zwei Uhr war van der Upwich erneut mit den Obdachlosen im Bunker Delmestraße in Verhandlung getreten. „Wenn Ihr nicht freiwillig den Bunker tauscht, wird Euch die Polizei hier räumen“, prophezeite der Drogenbeauftragte den Bewohnern, doch die ließen sich nicht einschüchtern. Sie wollen den Bunker nur verlassen, wenn die Sozialbehörde Wohncontainer zur Verfügung stellt. „Bunker gegen Bunker, das läuft mit uns nicht“, erklärte ein Sprecher der Bunkerbewohner.

Die BunkerbewohnerInnen haben mittlerweile Kontakt mit der Wohnbevölkerung in der Delmestraße aufgenommen. In der Bunkerzentrale sieht man Solidaritätsbriefe der AnwohnerInnen. „Keine Verlegung der Menschen in andere Bunker“, heißt es in dem Brief, in dem „die sofortige Bereitstellung menschenwürdiger Unterkünfte für obdachlose Drogenabhängige“ gefordert werden. die BunkerbewohnerInnen haben sich mittlerweile auch bereiterklärt, durch regelmäßige Patrouillen die herumliegenden Spritzen der Drogenabhängigen zu beseitigen.

Im Laufe des Nachmittags erhielten die BunkerbesetzerInnen unerwartete Schützenhilfe. Die Asylsuchenden aus dem Bunker Scharnhorststraße weigern sich ebenfalls, „ihren“ Bunker zu verlassen. Damit sind die Pläne der Sozialbehörde, die beiden Gruppen die Bunker tauschen zu lassen, vorerst gescheitert.

Schwere Vorwürfe erhoben die BunkerbewohnerInnen, die sich seit Montag nachmittag selbst verwalten, gegenüber dem Verein Drogenhilfe. Die Drogenhilfe sei es gewesen, die mit Androhung der Polizei das Klima im Bunker angestachelt habe. Der Sozialarbeiter der Drogenhilfe, Victor von Wilken habe versucht, die BunkerbewohnerInnen systematisch aus ihrer Zentrale zu verdrängen. „Wir haben nichts gegen Betreuung“, so hieß es übereinstimmend, „aber die Drogenhilfe kommt hier nicht mehr rein“. Besonders empfindlich reagierten sie darauf, daß die Drogenhilfe ihren gesamten Kaffeevorrat, den sie mitgebracht hatte, wieder mitgenommen hat.

Gegen 17 Uhr sickerte die vorläufige Entwarnung im Bunker durch. Mit einer Räumung sei vorerst nicht zu rechnen, hieß es, weil die Asylsuchenden im Scharnhorstbunker ebenfalls den Umzug verweigern. Wie eine endgültige Lösung für die BewohnerInnen beider Bunker aussehen könnte, das erhoffen sich die Obdachlosen von einem Gespräch mit Sabine Uhl, das gestern am frühen abend im Schulzentrum an der Delmestraße begann. Das Ergebnis stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest.

Die Polizei behauptete gestern nachmittag, an eine Räumung des Bunkers sei nicht gedacht gewesen. Die 10 bis 12 Beamten, darunter Sondereinsdatzkommandos, seien lediglich in die Delmestraße gefahren, um die Situation zu befrieden, so der Polizeipressesprecher.

Markus Daschner