Die SPD redet über Männerfrage

■ Diskussion zum Thema »Gewaltbereitschaft von Männern« im Rathaus Charlottenburg

Charlottenburg. »Rechte Männer — richtige Männer? oder mit Stammtischsprüchen Politik machen«. So lautete das ursprüngliche Motto einer Diskussionsveranstaltung, zu der die SPD-Abgeordnete Petra Merkel Dienstag abend ins Charlottenburger Rathaus eingeladen hatte. Mit dabei war der Psychoanalytiker Wilfried Wieck, den meisten der etwa 40 Besucher durch sein Buch Männer lassen lieben und in der Boulevardpresse aufbereitete Sexualtheorien hinlänglich bekannt. Doch der Doppeldoktor machte seinem Publikum, zum größten Teil SPD- Mitglieder, einen Strich durch die Rechnung. Er lehnte das Motto der Debatte ab und lenkte die Diskussion auf die allgemeine Gewaltbereitschaft, die er nur bei Männern zu erkennen vermag. Männlichkeit und Gewalt, so Wiecks These, gehörten unzertrennbar zusammen. Dem wollten jedoch längst nicht alle Zuhörer folgen: Gewalt und Frauen, so fanden einige, passe ebenfalls zusammen.

Doch im Mittelpunkt der Diskussion blieben die Männer. Und die zeichnen sich, so sie »richtige Männer« sein sollen, nach Meinung des Bestsellerautoren durch Machtgier, Verfolgung des Leistungsprinzips, autoritäres Denken und der Überzeugung aus, die richtigen Meinungen und einzigen Wahrheiten zu vertreten. Männer steigerten ihr eigenes Selbstwertgefühl dadurch, daß sie sich über andere zu erheben versuchten; über Homosexuelle, Ausländer oder Frauen. Wiecks Meinung: »Das Patriarchat hat keinen (Mann) verschont, jeder muß an sich arbeiten.«

Der Populäranalytiker versuchte das Publikum mehrfach zu provozieren — etwa mit der These, daß Männer mehr, statt weniger Ängste bräuchten. Das nahm er jedoch schnell wieder zurück und einigte sich mit kritischen Zuhörern. Also: Männer brauchen eben doch nicht mehr Ängste, sondern müssen ihre vorhandenen besser verarbeiten. Denn schon die allein führten zur Gewalt.

Die Gewalt ist für Wieck eine männliche Domäne, die durch gesellschaftliche Rollenverteilung und das Leistungsprinzip hervorgerufen würde. Einer Studie zufolge neigen zudem 40 Prozent aller männlichen Jugendlichen zu nationalistischen oder autoritären Ideen. Die Schuld sieht Wieck »in den weiter existierenden Erziehungsprinzipien des Dritten Reiches«, nach denen Ungehorsam und Kritik noch immer undenkbar seien und — meistens die väterliche — Autorität untergraben.

Auch Petra Merkel versuchte, sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen, konnte sich aber gegen Wieck nicht mit ihrer These durchsetzen, daß »besonders Frauen unter der Rechtsradikalität zu leiden hätten und deswegen auch am meisten Angst vor ihr hätten«. lada