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RADIODAYSDonnerstag

■ Freitag * Samstag

Bei einer solch gemischten Tätigkeit des Autors muß die Geschichte ja skurril werden: Marco Antonio de la Parra, chilenischer Regisseur, Schauspieler und Psychoanalytiker, schrieb das Hörspiel für eine Parkbank und zwei philosophierende Exhibitionisten. Nicht zufällig sitzen sie gegenüber dem Gymnasium für höhere Töchter: Da feiert die „Kundschaft“ gerade einen Ball in Anwesenheit hochrangiger Minister. Nach anfänglichem Fremdeln geben die Exhibitionisten gegenseitig ihre Vorliebe zu erkennen und lassen ganz en passant ihre Namen fallen: Sigmund Freud und Karl Marx — „angenehm!“ Nach dieser Eröffnung durchlaufen die beiden — ständig unterbrochen vom Versteckspielen vor Polizei und Passanten — einen Parcour intelligent-grotesker Dialoge. Beide gestehen sich nach langer Rede den kurzen Sinn ein: nur durch Kollaboration mit dem herrschenden System überlebt zu haben. So übel steht es also nach des Autors Meinung um diese beiden „Glaubenssysteme“. Solo für Carlos und Sigmund kommt um 20.30 Uhr auf SWF 2.

Anschließend stehen beim WDR3 Häutungen auf dem Programm: Was Sie schon immer über Transsexuelle wissen wollten, erzählt Christine Fleischer ab 21 Uhr.

Um die Erben der alten Frankfurter Schule, vertreten durch die Sozialwissenschaftler und Philosophen Adorno, Horkheimer und Habermas, dreht sich die Sendung Adorno hatte Recht, die Welt ist schlecht ab 22.35 Uhr auf Rias1. Nur daß die acht Mitglieder der selbsternannten „Neuen Frankfurter Schule“ zeichnen, filmen und schreiben. Sie suchten und fanden sich in der Redaktion der Zeitschrift 'Pardon‘ und schmiedeten Pläne für ein neues Blatt, das 1979 als 'Titanic‘ aus dem Ei schlüpfte. Heute sprechen sie mit Beate Siegler über ihre satirische Arbeit in Deutschland.

Aaron Copland ist ein Held der gerade beendeten American Music Week Berlin 1990, und zu Ehren des frischgebackenen Neunzigjährigen überträgt der Rias1 heute und morgen um 22.35 Uhr zwei Konzerte, die auf dem Musikfestival stattfanden.

Unter den zahllosen Verfolgten der Nazizeit befand sich, so absurd das klingt, auch die Allerweltscreme Nivea! 1912 ins kosmetische Leben der Damen berufen, machte sie so einige politische Schwenks in Deutschland durch. Thomas Kirdorf verfolgt die Geschichte der N., die sich auch über flatterhafte Schönheitsideale hinwegsetzte, von damals bis heute. Aus dem Leben einer Cremedose ommt um 9.05 Uhr auf SFB3.

John Williams ist die Nummer eins unter Hollywoods Filmkomponisten, und eifrige Kinogeher kennen sein OEvre besser als sie ahnen: Spielbergs E.T., Der weiße Hai, alle drei Indiana Jones und Krieg der Sterne — wo wären diese Monumente ohne Williams' geniale Tonspur. Nun kann dieser Gigant unter den Komponisten über Nichtbeachtung seines Talents nicht gerade klagen: Vier Oscars und unzählige Goldene Schallplatten zieren bereits seinen Nippesschrank. Das alles und noch viel mehr erfahren die Fans um 13.10 Uhr in Der „Superman“ aus Boston auf BR2.

Das Politikerdasein ist nicht einfach, sondern ein mühsamer Weg, von Pannen und Malheurs begleitet. Dies ist ja nichts Neues — aber das folgende Hörspiel, eine satirische Abenteuerserie, überbietet die Alltagsrealität: Himalaya versetzt die gesamte Riege Kohl — Blüm — Genscher — Stoltenberg, mit Ministerialrat Schüttauf im Schlepptau, mittels einer Zeitmaschine ins Jahr 1890, wo sie von Bombay aus die beschwerliche Reise zum Dach der Welt antreten. Denn vom Rat der Lamas erhofft sich die recht hilflose Truppe ihre rechtzeitige Rückkehr zum Wahltermin im Dezember 1990. Der Kabarettist und Stimmenimitator Stefan Wald gibt diesem Hörspielunternehmen den wirklichkeitsnahen Touch. Ab 23.05 auf SWF1.GeHa

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