Neue Beziehung gleich verkracht

■ Delors und Andreotti bei Bush: Nur Gatt war das Thema der transatlantischen Gespräche

Washington (taz) — Präsident Bush sowie seine europäischen Besucher, EG-Kommissionspräsident Delors und der italienische Ministerpräsident Andreotti, haben sich am Dienstag gegenseitig „versprochen, alle Anstrengungen zu einer Beendigung der festgefahrenen Handelsgespräche zu leisten.“ Doch außer dieser Leerformel gab es kein Anzeichen dafür, daß die Widersacher im transatlantischen Handelskrieg um Agrarsubventionen einem Kompromiß näher gerückt sein könnten. Einig waren sich beide Seiten nur darin, daß ein Scheitern der Gatt- Verhandlungen der gesamten Weltwirtschaft, besonders aber den Entwicklungsländern schaden werde. Delor wird seinen Aufenthalt in Washington um einen Tag verlängern.

Die Gespräche, die nach dem Bedeutungsrückgang der Nato eigentlich den Grundstein für den geplanten halbjährlichen Meinungsaustausch zwischen der EG und den USA über transatlantische Fragen legen sollten, wurden vollständig vom Streit um Gatt beherrscht. Das Timing sei „unglücklich“ gewesen, so entschuldigte ein EG-Offizieller den verkrachten Beginn der neuen Beziehung.

Klar wurde in Washington nur, wie schwierig in den USA eine Verabschiedung eines eventuellen Gatt- Kompromisses im US Kongreß werden wird. Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Senator Lloyd Bentsen, erinnerte daran, daß lediglich 51 Senatoren für die Herausnahme der Gatt-Gesetze aus dem sogenannten „Schnellverfahren“ stimmen müßten. Und nach den Wahlen vom 6. November haben sich die protektionistischen Tendenzen im Kongreß eher noch verschärft. Rolf Paasch