Mit Anzeigenkampagnen in den Darjeeling-Markt

■ Der Erfolg der „Teekampagne“ macht die „Teeladen“-Kette nervös

Berlin (taz) — Eine großangelegte Aktion mit Anzeigen in vielen deutschen Zeitungen, geschmückt mit einem großen Emblem des indischen Tea-Board, hat in den letzten Wochen „Der Teeladen“ gestartet. Angeboten wird Darjeeling zu einem günstigen Preis. Die Ladenkette verfügt über 50 Filialen in Berlin und in Westdeutschland. Die Gestaltung der Anzeigen und das Angebot machen stutzig: Die Ähnlichkeit mit der „Teekampagne“, einem Projekt der Freien Universität Berlin, ist verblüffend. Und die Läden, die ein Depot der „Teekampagne“ unterhalten, sind auch vom „Teeladen“ direkt angeschrieben und aufgefordert worden, bei ihm zu bestellen.

Es scheint, der arrivierte Teehandel mag nicht länger tatenlos zusehen, wie die Teekampagne den deutschen Markt für Darjeeling erobert. In Berlin, dem Sitz der Teekampagne, hat das Universitätsprojekt den Darjeeling-Konsum bereits um das eineinhalbfache gesteigert. Und die Teeketten haben das Nachsehen.

Aber nicht nur um Zahlen und Umsatz geht es. Denn darüber hinaus genießt die Teekampagne bei den Teetrinkern auch noch einen besonders guten Ruf. Kein Unternehmer verdient sich an ihr eine goldene Nase, es gibt keine Gewinnausschüttungen in private Taschen, mit einem Teil der Überschüsse werden pädagogische Projekte in Indien unterstützt. Der Tee wird ständig auf chemische Zusätze kontrolliert und ist weitgehend rückstandsfrei. Und: Entgegen einem bewährten Brauch des Teehandels handelt es sich bei der deklarierten Marke Darjeeling auch tatsächlich um denselben und nicht um irgendein zweifelhaftes Gemisch. Zudem werden Einkaufspreise, Kalkulation, Überschüsse und deren Verwendung ständig veröffentlicht und somit für die VerbraucherInnen überprüfbar.

Kein Wunder, daß dem konventionellen Teehandel die ganze Sache langsam unheimlich wird. Seine Versuche, gerichtlich gegen die Teekampagne vorzugehen (etwa mit dem Vorwurf „emotionalisierender Werbung“), haben diese bis jetzt nicht erschüttern können. Nun also eine Darjeeling-Aktion.

Nur auf den ersten Blick ist der Darjeeling des „Teeladens“ um eine Mark pro 250 Gramm billiger als der der Teekampagne. First Flush, die Marke der Teekampagne, ist und bleibt im „Teeladen“ mehr als doppelt so teuer. Ob's die VerbraucherInnen merken? Angelika Oldenburg