Ost-Kraftwerker: Modernisierung der Atommeiler hat Vorrang

Düsseldorf (taz) — Die ostdeutsche „Kraftwerks- und Anlagenbau AG“ (KAB), die aus dem ehemaligen DDR-Kombinat Kraftwerksanlagenbau, einem Betrieb mit einstmals 43.000 Mitarbeitern, hervorgegangen ist, will sich zukünftig als Engineering-Unternehmen für Energie- und Umweltpolitik ins Marktgetümmel stürzen. Das noch nicht von der Treuhand gebilligte Sanierungskonzept für die KAB, die aus dem ehemaligen Kombinat den kompletten Anlagenbau — ohne den Produktionsbereich für die Komponenten — mit 6.800 Beschäftigten übernahm, sieht einen Belegschaftsabbau auf etwa 3.700 Beschäftigte im Jahr 1993 vor. In den nächsten zwei Jahren ist ein Umsatz von insgesamt zwei Milliarden DM jährlich geplant, wobei 1,5 Mrd DM nach Auffassung des Vorstandsvorsitzenden Eckhard Netzmann als „gesichert“ gelten.

Zur Zeit bestreitet die KAB 50 Prozent ihres Umsatzes im AKW- Bereich. Bis 1993 soll dieser Anteil zu Gunsten konventioneller Kraftwerke und des Umweltbereiches, insbesondere der Abfallentsorgung, auf 25 Prozent sinken. Was von diesem Konzept übrig bleibt, entscheidet zunächst die Treuhand. Die KAB wolle sich stattdessen „dem harten Wettbewerb stellen“.

Ziel des Unternehmens soll nicht die maximale Gewinnerzielung sein, sondern die „Sicherung einer hohen Beschäftigung bei schwarzen Zahlen“. Netzmann ließ vor der Presse in Düsseldorf keinen Zweifel daran, daß die KAB auch künftig „die Chancen der Kernkraft“ nutzen müsse. Dabei verlange man „keinen Sicherheitsrabatt“. Zusammen mit Siemens/KWU sei die „Modernisierung“ der Atomanlagen im Osten, „die wir in konsortialer Zusammenarbeit realisieren wollen“, das Gebot der Stunde. In der DDR ruhen vor allem auf dem Standort Stendhal die Hoffnungen des Unternehmens. Außerhalb der DDR bestehe „die große Aufgabe, die insgesamt 82 Kernkraftwerke sowjetischer Bauart in ganz Osteuropa auf westlichen Sicherheitsstandard anzuheben“, sagte der Ostmanager. Walter Jakobs