Brisante Substanz auf Schrottplatz

■ 600 Tonnen Giftstoffe als harmlose Industrieseife erworben

Stuttgart (taz) — Rund 600 als „M2-Napalm“ deklarierte Fässer sind auf einem Schrottplatz in Tübingen entdeckt worden. Der Inhalt der aus Bundeswehrbeständen stammenden Tonnen enthält einem Bericht der Illustrierten 'Stern‘ zufolge eine brisante Substanz: Es solle sich dabei um die Grundkomponenten des gefährlichen Kampfstoffs handeln, der von den USA während des Vietnamkriegs für Brandbomben verwendet wurde. Die vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung offensichtlich per Liste angebotenen Fässer wurden von der Tübinger Metall- und Autoverwertungs GmbH Möck vor zwei Monaten erworben — als völlig harmlose Industrieseife. Die leeren Bombenhülsen entsorgte Möck mit der Schrottpresse. Ein Lehrer hatte die Fässer auf dem Gelände des Schrotthändlers entdeckt und eine Probe mitgenommen. Laut dem Mannheimer Chemieprofessor und Landtagsabgeordneten der Grünen, Jürgen Rochlitz, ist das Pulver mit Benzin gemischt so gefährlich, daß es sich leicht entzünden läßt und die rund 2000 Grad heiße Schmelze sich überall hineinfrißt. Laut 'Stern‘ hieß es dagegen im Bundesverteidigungsministerium, bei dem Material handle es sich um ein ungefährliches Verdickungsmittel. Während das Tübinger Regierungspräsidium eine Stellungnahme erst nach einer internen Sitzung am späten Nachmittag abgeben wollte, bestätigte Rochlitz gegenüber der taz seine Untersuchungsergebnisse: In dem seifenartigen Material, das zur Bindung von Ölen und Fetten verwendet werden könne, seien die Napalm-Komponenten Na-Palmitat, Kokosfettsäuren und Aluminiumsalze enthalten. Da die Substanz auch bei Erdölbohrungen eingesetzt werde, befürchtet Rochlitz nun, solches Material könnte in den Nahen Osten gewandert sein. Erwin Single