Blitzräumung bringt Hausbesetzer in Rage

■ Mainzer Straße: Pätzold (SPD) soll zurücktreten Keine neuen Zwischenfälle bei Demonstration

Berlin (taz) — Ein großes Polizeiaufgebot hat am Mittwoch in den Morgenstunden den „Waffenstillstand“ mit den Besetzern in der Ostberliner Mainzer Straße beendet. Als 1.500 mit schwerem Gerät ausgerüstete Polizisten gegen die Barrikaden anrückten, wurden von den Dächern Steine und Molotow-Cocktails geworfen. Nach zwei Stunden hatte die Polizei die Mainzer Straße besetzt und räumte die 13 Häuser. Drei Warnschüsse seien abgegeben worden, ein Querschläger soll einen Hausbesetzer am Fuß getroffen haben.

Die in West-Berlin mitregierende AL beurteilte die Polizeieinsätze als „völlig überzogen“. Während des Einsatzes habe es keinerlei Absprachen gegeben. Die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley (Neues Forum) forderte den Rücktritt von Innensenator Erich Pätzold (SPD). Er habe in der Krawallnacht zum Dienstag versagt und ihre Versuche, zwischen den Hausbesetzern und der Polizei zu vermitteln, ignoriert.

Bürgermeister Momper (SPD) erklärte, der Einsatz der Polizei sei im vollen Umfange berechtigt gewesen. Die Landesregierung werde keine Neubesetzungen zulassen, den bereits besetzten Häusern friedliche Lösungen anbieten.

An einer Demonstration, zu der unter anderem das Bündnis 90 aufgerufen hatte, beteiligten sich gestern abend zwischen 6.000 und 10.000 Menschen. Der Demonstrationszug und die Kundgebung nahe dem Roten Rathaus verliefen friedlich. Zwischenfälle wurden auch bis Redaktionsschluß gegen 21 Uhr nicht gemeldet. TAGESTHEMA SEITE 3

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