Blue Killa

■ Karokästchen-Kämpfer

Ska als Mischung aus Hardcore und Dixieland war bisher die überzeugendste Spielart des Karokästchen-drei-Minuten-Schlagers. Die Babylon Fighters haben sie bei den Berlin Independence Days (leider schmählichst vom Publikum vernachlässigt) aufs Parkett gelegt.

Jetzt muß sich der Fan mit Blue Killa trösten. Deren Heimatstadt ist München, aber der musikalische Ausflug führt sie ins Londoner Kensington- und Notting Hill-Viertel. Dort kann man wieder Mod und auch ein kleines bißchen Rude Boy sein, nach dem Motto: »I wish it would be 79 again«.

In lockerer Verwandtschaft mit Madness klingen sie fröhlich euphorisch und für Weißwürstler erstaunlich unverderbt. Schnell, aber nicht blind draufloshämmernd, reihen sie allerlei Partyperlen zu einer hübschen Karibik-Kette in Bauhausfarben auf.

Schlichte Arrangements, genau auf den Punkt gebrachte Breaks und Bläsersätze, und über allem ziehen friedfertig Melodien dahin, wie gemacht für Menschen, die einfach nur etwas Spaß am Wochenende suchen. Ein wenig über die Stränge schlagen Blue Killa zwar mit ihrer etwas zu gewitzten Hommage an Captain Kirk, von dem sie auf penetrant-naive Weise wissen wollen, was er denn so zwischen Saturn und Uranus an der Bordbar wegschluckt, wenn er einsam ist, nur um ihm dann ein »Skaship Enterprise« aufzudrängen. Naja, hätte Jonathan Richman wohl genauso gemacht.

Mit »Secret Agent Man« im Gepäck erkoffern sie sich zu guter Letzt endgültig alle Pluspunkte als Highlight gegen die immergleiche Pistenöde. Das K.O.B. mutiert damit langsam zum erlesenen Skaclub. Auch nicht schlecht. Harald Fricke

Um 22 Uhr im K.O.B.