Mit Drakula Computer spielen

■ SchülerInnen sollen die große Welt der kleinen Daten lernen

“Und dann kann ich einen Kreis auf den Bildschirm malen und ihn mit Karos füllen“, erklärt ein Schüler der Computer-AG am Blumenthaler Schulzentrum In den Sandwehen dem Besucher. Bildungssenator Henning Scherf war gestern zur Besichtigung des ersten dutzends Personalcomputer, die an elf Bremer Schulen für das Projekt „Informationstechnische Grundbildung“ (ITG) angeschafft worden sind, gekommen und guckte den SchülerInnen über die Schultern. Ein schwarzer Drakula flimmert auf einem der kleinen Bildschirme, ein selbstgemalter Sonnenuntergang auf einem anderen. Und als Stolz der Computer-AG stand auch ein kleiner programmierbarer Roboter auf dem Tisch.

„Die Schüler sollen die Angst vor dem Computer verlieren“, nannte der Pädagoge Volkmar Ahrens ein Lernziel des Projekts, in dem SchülerInnen der Sekundarstufe I sechs Wochen lang einen ersten Einblick in die große Welt der kleinen Daten bekommen. Angst vor dem Tastendrücken hinter dem Flimmerschirm scheinen jedoch eher die Pädagogen als ihre Schüler zu haben. Für das ITG-Projekt wählten sie eine Computermarke, die damit wirbt, daß ihre Bedienung „absolut idiotensicher“ ist. „Damit können selbst wenig bewanderte Lehrer 'Teachware' selber herstellen“, lobte Ahrens.

Die Kaufentscheidung war auf dieKritik der FDP-Fraktion gestoßen. Sie vermutet, daß „Apple“ einseitig gegenüber „Atari“ bevorzugt wurde. Ralf-Peter Hinze, der die Entscheidung beim Bildungssenator vorbereitete, wies diese Vorwürfe jedoch gestern zurück. Das „Apple“-Angebot sei nicht nur 1.000 Mark billiger pro Computer, sondern für den Unterricht auch besser geeignet.

Erst im Frühjahr hatte er dem Kollegium eines Berufsschulzentrums das Gegenteil vorgeschrieben: Gegen den Willen der LehrerInnen, die „Apple“-Geräte haben wollten, wurden dort Computer mit „MS-DOS“-Betriebssystem angeschafft. „Das ist eben der Standard im Wirtschaftsleben, aber in der Sekundarstufe I brauchen wir ein ganz leicht zu bedienendes Programm“, begründete Hinze jetzt seine beiden Entscheidungen.

Im Bremer ITG-Projekt solle es nicht um wirtschaftliche Verwertbarkeit oder Rechnerkunde gehen, sondern vor allem um Erkenntnisse zu den gesellschaftlichen Auswirkungen, dem Nutzen und den Gefahren der Informationstechnik. „Wir bauen nicht nur einen kleinen Roboter im Unterricht, wir überlegen auch, was seine großen Brüder in der Industrie an Arbeitsplatzvernichtung bringen“, ergänzte Volkmar Ahrens. Und Bildungssenator Henning Scherf versprach, daß bis 1993 alle Bremer Schulen mit Computern ausgestattet sein werden.

Ase