Gewalttätige Männer =normal

■ betr.: "Zwang, Frauen zu stechen", taz vom 8.11.90

betr.: „Zwang, Frauen zu

stechen“, taz vom 8.11.90

Mit Entsetzen haben wir den Artikel zur Kenntnis genommen. Es ist politisch unverantwortlich, kommentarlos solche Schilderungen massiver Gewalt gegen Frauen abzudrucken, insbesondere mit diesem ironisierenden Titel. Körperlicher Mord, Vergewaltigung und die alltägliche Bedrohung von Frauen durch Männer scheint dermaßen normal zu sein, daß nicht einmal Erklärungen und Kommentare dazu für nötig gehalten werden.

Wagt es jedoch eine Frau, einmal einen Mann körperlich anzugreifen, wird sofort in ihrem Privatleben und ihrer Psyche herumgestöbert (siehe zum Beispiel Lafontaine-Attentat).

Wenn Männer aber reihenweise Frauen ermorden, vergewaltigen und bedrohen, dann wird — falls überhaupt Erklärungen gesucht werden — die Verantwortung für Tat und Täter den Frauen (Ehefrau, Freundin, etc.) zugeschoben. Die Täter sind Opfer ihrer Affekte, ihrer unglücklichen Beziehungen zu Frauen, der „psychischen Gewalt von Frauen“ schutz- und wehrlos ausgeliefert. Deshalb bekommt mann auch nur geringe Haftstrafen.

Täterinnen aber werden voll zur Verantwortung gezogen und nach Möglichkeit lebenslänglich weggeschlossen. Sie sind schließlich aus ihrer gesellschaftlichen Rolle gefallen, während mordende und vergewaltigende Männer ja normal sind. Monica L., Anita S., Birgit K., Cam. F., Kiel