Ottodämmerung

■ Der erste Kampftag des großen Ringerzyklus

Donnerstag Abend, Vorhang auf zur Ouvertüre: Ein kahler Ring, kalt ausgeleuchtet, trostloser Zigarettenqualm liegt in der Stadthalle, im Hintergrund: Die Weser.

Auftreten die Helden: Big Otto Wanz, Kauroff, der Staatenlose, Colonel Brody, der südafrikanische Ringersöldner, Fit Finlay, der Fiese aus Irland, Rocky Las Vegas und und und: Das Schicksal kann seinen tragischen Lauf nehmen.

1. Akt: Der fiese Finlay aus Irland durchbohrt den strahlenden Helden Zrno mit bösen Blicken. Kaum ist der Rachechor der Furien auf den Rängen verstummt, da ertönt die erste Arie: „Ohhuuaah“ in einem wütenden basso ostinato aus der Kehle des Schurken. Zrno, der Held, dreht seinem Widersacher den Arm aus der Schulter, trillert in der Gegenstimme ein neues Thema „Ye

hierhin bitte den Catcher

Otto Wanz

Otto Wanz, Herr der Ringefo/fr

aaah!“, preßt sein Knie zwischen die Lungenflügel des Bösen. Beide wälzen sich im allegro con brio über die Matte, getragen von schlüpfrigen Canzonen des Chores. Als dem Schurken der Kehlkopf zugedrückt wird, erstürmt seine Stimme sopranische Höhen, bevor sie in einem feinen decrescendo sanft abschwillt.

2.Akt: Der fiese Sizilianer Salvatore Bellomo durchbohrt den strahlenden Helden Rambo mit stechendem Blick. Zusammen mit dem schottischen Schiedsrichter Mick McMichael entspinnt sich aus der Situation heraus ein turbulentes Trio, in dessen Verlauf die Protagonisten die Vokale a, o und u in einfallsreichen Koloraturen interpretieren. Eine schöne Idee des Librettisten Big

Otto, der übrigens an diesem ersten Tag noch nicht als Interpret auftrat! Schiri McMichael brilliert in der Rolle des Tenore buffo, der mit seiner glockenreinen Trillerpfeife immer wieder zu Höchstleistungen anspornte.

3. Akt, erster dramatischer Höhepunkt: Tony St. Clair, die schüchterne Soubrette aus England, duettiert sich mit dem mächtigen Baß von Rocky Las Vegas. Der Schurke Rocky hatte den blonden Helden mit einem teuflischen Blick durchbohrt. Ein furioses Couplet in drei Strophen über die Formen menschlicher Leiden, authentisch vorgetragen im acapella. Die Satzbezeichnungen: moderato brutalo, multo aggressivo und jubilato, als der volltönende Baß von Rocky den Schlußvers solo sang.

Finale: Das Abschlußquartett bot dann auch noch etwas fürs Auge: Alle Interpreten hatten sich

den Wahlspruch eines Sponsors zu Herzen genommen: „Dessous statt Blumen“. Der staatenlose Kauroff trumpfte in einem bauchengen, mattschwarzen Body auf, während die weiten Beinkleider Colonel Brodies ganz auf Andeutungen zugeschnitten waren. Franz Schuhmann und Dave Taylor waren in unifarbene Einteiler gewandet. Als das Quartett am Ende seiner Kräfte angekommen war, verschwand die Bühne allmählich ganz im Rauch der Zigaretten. Eine runde Inszenierung. mad