Brand im Atomkraftwerk OHU II

■ Brennender Generator im niederbayerischen AKW OHU II/ Reaktor muß abgeschalten werden

München (taz) — Gestern am frühen Nachmittag ist im niederbayerischen AKW Ohu II ein Brand ausgebrochen. Nach Angaben des Betreibers, der Bayernwerk AG, entzündete sich das Feuer am Generator durch austretenden Wasserstoff. Der Brand entstand im Maschinenhaus, dem zunächst nicht nuklearen Teil. Innerhalb einer Stunde konnte das Feuer gelöscht werden. Der Reaktor mußte von Hand abgeschalten werden und wird vorraussichtlich, so ein Sprecher der Betriebsleitung in Ohu bei Landshut, zwei bis drei Tage nicht mehr angeschalten. Erst seit demdritten Oktober war der Reaktor nach einem Brennelementwechsel wieder in Betrieb.

„Radioaktivität ist nicht im Spiel“, beteuerte der Sprecher des bayerischen Umweltministeriums, Walter Czapka. Gefahr bestehe weder innerhalb noch außerhalb der Anlage. Es handle sich bei dem Unfall lediglich um ein sogenanntes „N-Ereignis“, das nach Angaben der Betreiber nach den geltenden Bestimmungen der Aufsichtsbehörde, also dem Umweltministerium, erst innerhalb von fünf Tagen gemeldet werden müsse. Die Bayernwerke, so lobte Czapka, hätten das Feuer aber unverzüglich gemeldet, so daß Umweltminister Peter Gauweiler (CSU) unverzüglich einen Aufsichtsbeamten nach Ohu schicken konnte, um den Fall zu untersuchen.

Auch der Sprecher der Bayernwerke, Armin Gleiß, bemühte sich, den Brand zu verharmlosen. Menschen seien dabei nicht gefährdet gewesen, hieß es.

Daß ein Brand in diesem Teil des Reaktors nicht so ohne weiteres als belanglos einzustufen sei, stellte dagegen der Physiker am Öko-Institut Darmstadt, Lothar Hahn, fest. „Brände im Turbinenhaus gehören grundsätzlich zu den größten Risiken im Betrieb eines AKWs“, erklärte Hahn. Entscheidend sei, daß durch den Ausfall der Turbinen Rückwirkungen auf den Primärkreislauf der Anlage möglich sind.

Erst im vergangenen Sommer kam es auch zu einer Panne im AKW Ohu I. Der Reaktor mußte abgeschalten werden, nachdem rund 70 Metallkugeln aus dem Kugellager verschwunden waren. Zwar ist der Pannenreaktor wieder in Betrieb, doch bis heute sind noch nicht alle Kugeln wieder aufgetaucht. lui