Bremen verdient satt an der Golfkrise

■ Millionengeschäft für Bremer Lagerhaus Gesellschaft / Senatskanzlei: „treue Kunden“

Ein Millionengeschäft ist für die Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) die Verschiffung der US- amerikanischen Waffen und Truppen über Bremerhaven in Richtung Golf, die am Dienstag im großen Stil begann. Noch nie seit dem zweiten Weltkrieg hat es in Europa so große Truppen-und Waffenbewegungen gegeben wie jetzt. Und Bremerhaven ist für die USA zum wichtigsten Umschlaghafen in Europa geworden. 2.000 Kettenfahrzeuge, 3.000 Jeeps, 3.000 Container mit Waffen und Ausrüstung sollen zum Golf geschickt werden; der Oberbefehlshaber der NATO und der US- Truppen in Europa, Vier-Sterne- General Galvin, war Dienstag eigens in nach Bremerhaven gekommen, um sich über den Beginn der Verladung zu informieren. Der erste von 35 US-Marinefrachtern legte bereits am Abend ab.

Die BLG ist eine Aktiengesellschaft, in der die Stadt Bremen die Mehrheit der Anteile hält. Sie hat den Umschlag des US-Kriegsgerätes übernommen und macht damit ziemlich gute Geschäfte. „Das stimmt“, kommentierte lakonisch BLG-Sprecher Schwerdtfeger gegenüber der taz. Auch der Grund und Boden im Bremerhavener Hafen ist stadtbremisches Gebiet.

„Der Senat ist politisch verantwortlich und verdient an diesen gigantischen Kriegsvorbereitungen“, kritisierte der grüne Bundestags-Kandidat Ralf Fücks, der die Bremer Waffentransport-Geschäfte am Dienstag mit einem offenen Brief an Bürgermeister Wedemeier zum öffentlichen Thema machte (vgl. Dokumentation oben). “Der Senat kann nicht so tun, als sei Bremerhaven exterritoriales Gebiet“, so Fücks zur taz, „die US- Army bereitet ihre militärische Entscheidungsschlacht vor unserer Haustür vor, auf stadtbremischem Gebiet. Die politisch- rechtlichen Grundlagen und die Nutzungsverträge dafür müssen auf den Tisch. Wer die Augen verschießt, kann sich die Krokodilstränen sparen, wenn sich im nahen Osten die Leichenberge türmen.“

Überhaupt kein Problem mit den Waffentransport-Geschäften hat der Chef der Bremer Senatskanzlei, Dr. Andreas Fuchs. „Die Sachen müssen doch irgendwie außer Landes kommen“, erklärte er der taz, „wenn nicht über Bremen, dann über Rotterdamm. Wir sind immer sehr bemüht gewesen um die Aufträge der Amerikaner und stolz, sie als treue Kunden zu haben, weil es natürlich auch ein Geschäft ist.“ Ein Zufall, daß es sich nun um Transporte in die Krisenregion handelt: „Das ist genau so ein Umschlag, als wenn Röhren nach Rußland oder Kakao aus Afrika kommen“, so Fuchs. Schließlich handelten die Amerikaner in Übereinstimmung mit dem Uno-Beschluß, und „wenn sie meinen, sie müssen am Golf ihre Potentiale verstärken, müssen sie das tun.“ Der Gedanke, Bremen könne oder müsse gegen den Transport von immer mehr Waffen in das Krisengebiet intervenieren, ist für Fuchs abwegig, vielmehr hofft er auf die „friedenssichernde Funktion“ der Waffenberge. Und außerdem sei da ja noch der „Vorteil, daß die Waffen aus Deutschland herauskommen“. Diese Hoffnung jedoch dürfte trügen. „Nach Abschluß der Operation“, so verlautbarte John Galvin, werden die meisten US-Einheiten in ihre Standorte zurückkehren. Auch in die bundesdeutschen. Susanne Paas