Politikermord in Mazedonien

Belgrad (taz) — In den Straßen der mazedonischen Kleinstadt Gostivar patrouillieren paramilitärische Polizeieinheiten, nachdem am Montag abend der albanische Sozialdemokrat Ekrim Elesi auf offener Straße ermordet worden ist. Obwohl der Attentäter auf der Stelle festgenommen werden konnte, verschweigen die Behörden bisher seine Identität. Durch den Mord ist die durch nationalistische Spannungen gekennzeichnete Atmosphäre in Mazedonien weiter aufgeheizt worden.

In Gostivar sind achtzig Prozent der Einwohner Albaner. Besonders brisant macht den Mord, daß die Ergebnisse der vor elf Tagen abgehaltenen ersten demokratischen Wahlen immer noch nicht bekanntgegeben wurden. Mazedonische Nationalisten haben letzte Woche sogar durchgesetzt, vor allem in von Albanern bewohnten Gebieten die Wahlzettel zu vernichten. Den Albanern wird pauschal vorgeworfen, die Wahlen verfälscht zu haben. Nach eigenen Recherchen der taz und nach Aussagen des Wahlleitung trifft dies jedoch nicht zu. Noch steht nicht fest, wann die Wahlen in den beanstandeten Wahlkreisen wiederholt und wann der zweite Wahlgang abgehalten wird. Roland Hofwiler