Die AL mißtraut zwar Momper nicht, aber die SPD mißtraut jetzt der AL

Berlin (taz) — Ob sie sich auch nach dem 2. Dezember noch brauchen? In Berlin ist nach dem Austritt der Alternativen Liste aus der Koalition der Wahlkampf voll entbrannt. Zwar wurde auf einem Sonderdelegiertenrat am Montag abend, an dem auch die gesamte AL-Prominenz teilnahm, entschieden, kein Mißtrauensvotum gegen den Regierenden Bürgermeister Momper zu stellen. Während des Wochenendes hatte die AL-Spitze Gelegenheit gehabt, an ihren Wahlständen mit der Basis in Kontakt zu kommen. Die zeigte sich zwar im wesentlichen einverstanden mit dem Ausstieg, hatte jedoch offenbar nur wenig Verständnis für das angekündigte Mißtrauensvotum. Zu Hilfe kam der AL beim Rückzug ausgerechnet Parlamentspräsident Jürgen Wohlrabe (CDU): Er ließ in einer Sitzung des Ältestenrates durchblicken, daß er einen gegen Momper angekündigten Antrag der REPs gemeinsam mit dem der AL abstimmen lassen werde — obwohl die Begründungen unterschiedlich waren. Daraufhin wollten auch die stärksten Befürworter des Antrags nicht mehr an ihm festhalten. Der Delegiertenrat empfahl der Fraktion mit großer Mehrheit, auf das Votum zu verzichten. Trotzdem zeigte die SPD am Dienstag in der Senatssitzung Muskeln und ließ zwei der AL-Staatssekretäre in den Ruhestand versetzen, obwohl man vorher angekündigt hatte, bis zur Wahl alles beim alten zu lassen. kd