Gottesmänner bleiben unter sich

■ Theologin Rut Rohrandt scheitert bei der Wahl zum Bischofsamt an der Männermehrheit

Hamburg (taz) — Die evangelisch-lutherische Kirche wird weltweit weiterhin ausschließlich von Männern repräsentiert. Gestern scheiterte im schleswig-holsteinischen Rendsburg der Versuch der Kieler Theologin Rut Rohrandt, zur erste Bischöfin gewählt zu werden. Eine massive Männermehrheit des Nordelbischen Kirchenparlaments verhinderte den emanzipativen Fortschritt. Der Eckernförder Pastor Hans Christian Knuth wurde neuer Bischof für den Sprengel Schleswig. Er erhielt im ersten Wahlgang 77 von 137 abgegebenen Stimmen, Rut Rohrandt nur 58 Stimmen. Unter den abstimmungsberechtigten SynodalInnen waren nur 30 Frauen. Einer der drei Bischofssitze, der aus den Sprengeln Schleswig, Lübeck-Holstein und Hamburg bestehenden Vereinigten Landeskirche Nordelbien war freigeworden, weil Bischof Karlheinz Stoll (Schleswig) in den Ruhestand trat. Um sein Amt hatten sich die 47jährige Leiterin des Frauenreferats der Nordelbischen Kirche, Rohrandt, und der 50 Jahre alte Propst Hans Christian Knuth beworben. Der Bischofswahlausschuß hatte ursprünglich allein den männlichen Kandidaten vorgeschlagen, der auch von den amtierenden Bischöfen Peter Krusche (Hamburg) und Ulrich Wilkens (Lübeck-Holstein) favorisiert wurde. In der Septembersitzung des Kirchenparlaments hatten 40 SynodalInnen überraschend die Kieler Theologin als Gegenkandidatin präsentiert. Doch die innerkirchliche Opposition konnte sich nicht durchsetzen. Frau Rohrandt war ihnen ein Dorn im Auge, weil sie sich in der Frage des Schwangerschaftsabbruchs öffentlich für die Fristenlösung mit intensivem Beratungsangebot ausgesprochen hatte. Jürgen Oetting