Man Or Monkey?

■ Stakkato-Jazz im Kaufhaus Kato

Eine Veranstaltungsreihe die sich seit mittlerweile sechs Jahren um Jazz, improvisierte Musik und Artverwandtes in Kreuzberg kümmert ist Stakkato. Begonnen als Kato- Konzerte im ehemaligen Kaufhaus Kato im U-Bahnhof Schlesisches Tor geht es in dem von der IBA zum Ausstellungs- und Konzertraum umgestalteten Miederwarenladen zwei bis dreimal im Jahr um brisante Musiken. Von Alexander von Schlippenbach, über internationale Koryphäen der Jazzlehre, bis Lars Rudolph, haben fast alle wichtigen Berliner Improvisateure schon am Stakkato teilgenommen.

An diesem Wochende spielt eine energische (und attraktive) junge Dame beim Stakkato, die man zu den wohl interessantesten Saxophonistinnen der Berliner, wenn nicht sogar internationalen Jazzszene zählen darf: Sibylle Pomorin. Sie tritt auf mit ihrem neuen Trio, mit dem sie im Sommer auch bei Jazz in the Garden zu hören war: Perfect Trouble. Sibylle Pomorin ist viel zu selten in Berlin zu hören, deshalb hat sie vielleicht auch 1988 den Jazzpreis des Südwestfunks in Baden Baden verliehen bekommen. Immerhin wurden die Berliner WürdenträgerInnen dann aber im nächsten Jahr auf sie aufmerksam. Sie bekam den Preis der Landesfrauenbeauftragten.

Die Männerfraktion bei Perfect Trouble wird vertreten von Peter Koch am Cello und dem Drummer Chris Cutler. Spätestens bei letzterem müßten bei einigen die Lämpchen blinken. Cutler war Schlagzeuger der legendären Henry Cow, spielte oft mit Fred Frith und gründete die Noise-Power-Jazz-Scheibenklirr-Band Cassiber mit Alfred Harth und Heiner Goebbels, die einmal zum besten gehörte was die deutsche Jazz-Erneuerungsfront zu bieten hatte. Die Frage lautete damals, 1982, wie heute: „Man or Monkey?“ (Plattentitel).

Außerdem am Samstag und Sonntag im Kato zu hören das Improvisationsquintett Alleance, mit einer OstWestberliner Musikerformation, deren bekanntester Vertreter der Bassist Klaus Koch (DDR) sein dürfte.

Als dritte Band am Samstag- und Sontagabend, nachdem man im letzten Jahr bei Stakkato bereits gute Erfahrungen mit afrikanischer (Tanz- )Musik gemacht hatte, tritt auf der Tänzer und Sänger Talla Koite aus Senegal. Er entstammt einer der bekanntesten Griot-Familien, die der Kaste der Musiker und Geschichtenerzähler zugerechnet werden. Mit dabei die Tänzerin Mabinty Bangoura, mit der Koite extra für das Stakkato-Konzert ein Ensemble mit fünf weiteren Trommlern und vier Tänzerinnen zusammengestellt hat.

Wer sich an das damalige Konzert mit Tanz bis nach Mitternacht erinnert, sollte auch beim diesmaligen Stakkato an die schnellen Dancing- Sneekers denken. Und um den Teufel an die Wand zu malen: wer dieses Konzert verpaßt, versäumt vielleicht eine der letzten Möglichkeiten Jazz im Kiez zu hören bevor die Bürotürme und die Mieten ins unermeßliche sprießen.

Am Samstag und Sonntag ab 20.00 Uhr im Kaufhaus Kato im U-Bhf Schlesisches Tor. Andreas Becker