The Wanna-Bees

■ Je obener, desto besser

Alles Gute kommt von oben — je obener, desto besser. Obschon der Nordpol reichliche Mengen Iglus, noch reichlichere Mengen Schnee und ab und zu eine vereinzelte Spitze des Eisbergs aufzuweisen vermag, hat er aber leider, leider nicht eine einzige Musikkapelle zu bieten und scheidet deshalb disqualifiziert aus — das Rennen macht Finnland in der Frage nach dem musikalischen obersten Oben.

Finnland — Mysterium in Grau, Braun und Grün. Da oben gibt es ungefähr 28 MusikerInnen, alleine sieben davon gehören zu Sleepy Sleepers, hierzulande als die legendären Leningrad Cowboys zu furiosem Ruhm gekommen, alle übrigen verteilen sich mehr oder weniger inzestuös über den Rest dieses kalten Landes. Lankinen, Silaste, Silli und Kössi sind nach mehreren Bäumchen-verwechsel-Dich-Spielen als die — vorläufig — endgültige Besetzung der Wanna-Bees übriggeblieben, über die das famose finnische Musikblatt »Rumba« (eines von immerhin dreien!) schreibt:

»Kai sitten kannatti käydä siellä, missä ihmiset roikkuvat päät alaspäin, jos se auttoi saamaan päälle tällaisen relavaihteen. Räkäistä kätkättäjää käytetään tällä kertaa hyvin säästelliäästi, ja tuloksena onkin Wanna-Beesin onistuneimpiinn kuuluva tuotos. Vielä kun ääntäminen sujuisi. (...) nuorisomuusikot eivät biisivanhukseen saa eloa enempää kuin kuriositeetin verran.«

Womit eigentlich das wesentliche über die Wanna-Bees gesagt wäre, hinzuzufügen bliebe lediglich, daß ihre Reise nach und durch Australien nicht nur der Steigerung ihres globusumgreifenden Bekanntheits- und, wichtiger noch, Beliebtheitsgrades diente, sondern daß sie diesen Aufenthalt zur Einspielung ihrer zweiten LP »On A Vacation« zu nutzen wußten. Daß sie ausgerechnet (und trotz aller Vorurteile; der gemeine Finne als solcher lebt in der Überzeugung, daß südlich des Äquators die Menschen auf dem Kopf hängen) nach Australien gingen, liegt nicht ausschließlich begründet in ungläubiger Erwartung schönes Wetters und permanenter Beachparties, sondern auch und zuallererst in ihrer Musik und dem punktuell reichhaltigen Aufkommen artverwandter australischer Combos (Alannah von den Hummingbirds, nur als Beispiel, ließ ihnen im Studio vokalkräftige Unterstützung angedeihen).

Die Wanna-Bees (hier möchte man übrigens ein Wortspiel vermuten: Vanha Beesi ist finnisch und heißt »altes Stück« — das Repertoire der Gruppe wird nicht gerade sparsam durch Coverversionen angereichert) machen energiegeladenen, sehr freundlich- friedlichen garagigen Gitarrenrock in der Tradition der Troggs, der Ramones, der Lemonheads und der Saints. Letzteren klingen sie so ähnlich, daß Rob Younger sie gleich für die neuen selbigen hielt.

Gleichwohl — und hier ist obiger Artikel nochmals durchaus treffend zu bemühen — sind die Wann-Bees in allem ein wenig jünger, nahezu kindlich. Spannung und Reiz ihrer Musik entsteht durch die Paarung australisch-sonniger Ferien-Unverbrauchtheit und nordischer Melancholie, hervorgezaubert und getragen von der charmanten Verwirrung aller denkbaren Stile von Walzer über 60ies-Trash bis hin zu Countrypop.

Nach ihrer ersten Deutschlandtournee in diesem Sommer und einem hinreißenden Zwischenspiel während der Berlin Independence Days kommen die unaussprechlichen Vier nun, um auch den rest dieses unseres wiedervereinten Landes den Regentrübsinn auszutreiben. Erika

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