DEKA-Dance

■ Letzte Stücke aus den Stasiarchiven

Kunst ist zuallererst sicherlich menschliche Entäußerung innerer Befindlichkeiten. Im Fall von DEKA-Dance aber noch weit mehr. Ihre Musik, die durchaus unter der Piratenflagge Kunst zwischen Dresden und Disneyland kreuzen darf, ist Zwerchfellattacke, Elbtalhumoreske, Lehrfunktion und Waffe. (Vergleiche dazu den Klassiker »Sergej Kalaschinikov spielt auf der Stalinorgel Werke von Bakunin und Timur Rasskalnikowitsch«)

Wer aber liegt hier im Kreuzfeuer? Die FunNatiker aus Dresden nehmen alles und jeden unter Bestuss, eingeschlossen sich selbst! Sogar den einzig richtigen way of life nebst der dazugehörigen Limonadenmarke wollen sie mies machen. Setzen Menschheitsträume und ehemalige Musikerkollegen, »Alex Goes To Hollywood«, ihrem kongenialen Bläserrockjazzfunkhuberswing aus.

Wenn die Blaskapelle aus Chicago wüßte, welche fundamentalen Mißverständisse ihr Werke auslösten, zu welcher Dekadenz sie in der Kunst statt Dresden geführt haben. Sie wären beschüttert!

Nun wird zu allem Überfluß Geburtstag gefeiert. Um es genauer zu machen, es wird dies eine Wiederholung der Party anläßlich der fünf Jahre DEKA-Dance, begangen in der »Scheune«, dem Kreiskulturhaus XY in der Dresdener Bronx, die sich zu aller Erheiterung auch noch Neustadt nennt.

Vor der eindeutigen Parole »Posaunen zu Pflugscharen« stellte man bereits da im Mai den ohnehin gewaltig schwitzenden Saal auf den kopf. In dem Moment lief das Mickey Mouse-Video, vormals im Entree, dann als Plätscherregen von oben auf die Massen herab. High werden davon am Sonntag die sieben Typen von DEKA-Dance (außer Violinenaltavanegardist Hansi Noack, allesamt Studenten der Muskhochschule Dresden) und hochkarätige Gratulanten on stage, wie Pascale von Wroblewsky und die Samabgruppe von Mamon Celie. Aus den Stasiarchiven werden die letzten 50 LPs der DEKA- Danceer verschleudert, mit weiteren absonderlichen Einlagen ist unter Garantie zu rechnen. Micha Möller

Am Samstag das ganz normale Konzert, am Sonntag dann die Geburtstagsparty, jeweils 22 Uhr im Franz-Klub