Für viele Westberliner war Mitteleuropa, ...

Für viele Westberliner war Mitteleuropa, insbesondere Mittel-Osteuropa lange Zeit nur ein auf den Billigflügen von Schönefeld überflogener Raum mit Zwischenlandung in Prag oder Budapest, ein Raum ohne Zeit und Geschichte. Roland Albrecht hat im Sommer 1989 — wenige Monate vor der „Wende“ — diesen Raum mit dem Fahrrad durchreist und fotografiert. Seine Reise führte von Berlin durch die damalige DDR, die CSSR, Österreich, Ungarn und Slowenien bis nach Triest, dem Hafen der einstigen österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie, heute Italien. Die bevorstehenden politischen Veränderungen lagen schon in der Luft, aber die Menschen waren noch nicht auf der Straße: es war „eine ruhige Reise in unruhigen Zeiten“. Die Bilder, die noch bis zum 30. November im Goethe-Institut in Triest zu sehen sind, dokumentieren materialisierte Zeit, sie zeigen Spuren und Zeichen, die von Kakanien genauso erzählen wie von der Nachkriegszeit und vom realen Sozialismus. „In den Dörfern und Städten, die wir passieren, ist die vergangene k. u. k. Zeit deutlicher sichtbar als die jüngste Vergangenheit der letzten 40 Jahre. Die Spuren des Sozialismus sind oft nur mit archäologischer Neugier und Hartnäckigkeit zu erkennen und zuzuordnen“ (R. Albrecht, Katalog). Marianne Karbe

Der Katalog „Berlin—Triest“, dem wir die Bilder auf den heutigen Kulturseiten entnommen haben, ist zu beziehen bei:

Roland Albrecht, Hochkirchstr.2

W-1000 Berlin 62.