Putschversuch in der Transkei gescheitert

Johannesburg (taz) — Spannungen zwischen Südafrikas Zentralregierung und der Verwaltung des als politisch „unabhängig“ geltenden schwarzen Homelands Transkei sind gestiegen, nachdem Transkei-Führer General Bantu Holomisa Pretoria vorgeworfen hat, den mißlungenen Putschversuch am Donnerstag eingefädelt zu haben. Bei dem Umsturzversuch in den frühen Morgenstunden kamen gestern in der Hauptstadt der Transkei, Umtata, mindestens acht Menschen ums Leben.

Der Führer des Aufstands, ein weißer Offizier der Transkeiarmee, Oberstleutnant Craig Duli, hielt mit einigen Unterstützern bis Redaktionsschluß in einem umkämpften Regierungsgebäude im Zentrum von Umtata aus. Aber holomisatreue Truppen kontrollierten den Rest der Stadt. Duli, ein ehemaliges Mitglied der regierenden Militärjunta, war bis vor wenigen Monaten als Offizier im Nachrichtendienst enger Mitarbeiter von Holomisa.

Holomisa hatte am Donnerstag morgen behauptet, daß die südafrikanische Botschaft in Umtata von dem Umsturzversuch im voraus gewußt habe. Botschafter Gert Terblanche dementierte: „Wir haben absolut nichts davon gewußt, wir haben nichts damit zu tun.“ Holomisa hatte allerdings schon am Montag behauptet, daß in Südafrika 800 Soldaten für einen Putschversuch unter Dusis Leitung ausgebildet würden. Das wurde in Pretoria bestritten.

Aus Pretoria wurde am Donnerstag berichtet, daß eine Sondereinheit der Polizei zum Einsatz in der Transkei bereit stehe. Es hieß, sie solle die südafrikanische Botschaft in Umtata im Notfall schützen. Holomisa warnte jedoch, daß er das Einfliegen südafrikanischer Polizisten als Einmischung interpretieren würde.

Die Transkei, das Reservat des Xhosa-Stammes, ist Pretoria ein Dorn im Auge, seit Holomisa in einem Putsch im Januar 1988 die korrupte Regierung des Gebietes Matanzima absetzte. Holomisa ist Sympathisant des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) und hat vielen ANC-Mitgliedern in seinem Gebiet Zuflucht geboten. Der Leiter der ANC-Armee und einer der umstrittensten ANC-Führer, Chris Hani, wohnte in den letzten Monaten im offiziellen Gästehaus der Transkei- Verwaltung. Und es hat wiederholt Berichte gegeben, daß ANC-Kämpfer eng mit Teilen des Militärs in der Transkei kooperieren.

Die Transkei ist Heimatgebiet von ANC-Vizepräsident Nelson Mandela und zahlreichen anderen führenden ANC-Mitgliedern. Holomisa gilt als persönlicher Freund von Mandela. Unter den Führern der zehn Homelands hat Holomisa eine leitende Rolle in der Annäherung dieser Verwaltungen an den ANC gespielt — und sich gleichzeitig zunehmend von der Zentralregierung in Pretoria entfernt. Holomisa betont unter anderem, daß er eine Reintegrierung der Homelands in Gesamtsüdafrika, also eine Umkehr der sogenannten großen Apartheid, anstrebt. Die Regierung hatte aber gehofft, in den Homeland-Regierungen politisch gemäßigte schwarze Unterstützer für ihre Reformpolitik zu finden. Hans Brandt