Prenzlauer Berg verhandelt weiter

■ Der bezirkliche »Runde Tisch Instandbesetzung« tagte/ Das Gremium will vor eventuellen Räumungen vermitteln

Prenzlauer Berg. Bereits zum dritten Mal tagte gestern in Prenzlauer Berg der »Runde Tisch Instandbesetzung«. Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Treffen hatte diesmal Pfarrer Winkler, der schon zu Hochzeiten der Runden Tische in der DDR den Vorsitz des Gremiums im Stadtbezirk innehatte, die Moderation dieses Gremiums übernommen.

Mit großer Mehrheit beschloß das Gremium eine Empfehlung, in der die Wohnungsbaugesellschaft Prenzlauer Berg aufgefordert wird, bei eventuell vorgesehenen Räumungen vorher den Runden Tisch zu informieren, damit dessen Vertreter als Schlichtungsorgan zwischen Wohnungsverwaltung und Besetzern fungieren können. Ablehnend verhielten sich die meisten Anwesenden der Forderung der Vertreterin der Wohnungsbaugesellschaft gegenüber, derzufolge die im Besetzerrat Prenzlauer Berg vertretenen Häuser auf ihre »Kollegen« einwirken sollten, Neubesetzungen zu verhindern. »Solange«, so Wolfram Kempe, Vertreter des B-Rates, »die Ursachen für Hausbesetzungen nicht verschwunden sind, kann niemand die Garantie dafür geben, daß es nicht zu neuen Bestzungen kommt. Und die Ursachen sind noch immer Wohnungsnot auf der einen und Wohnungsleerstand auf der anderen Seite.« Außerdem, so Kempe weiter, sei es eine irrige Annahme, daß ausgerechnet die Leute, die ein Haus besetzt haben, zum nächsten weiterziehen, um es ebenfalls in Beschlag zu nehmen. Pfarrer Winkler schlug vor, die Wohnungsbaugesellschaft sollte öffentlich ihre Pläne zur Wiederherstellung der Bewohnbarkeit der vielen leerstehenden Gebäude vorstellen und so zeigen, daß tatsächlich an der Leerstandsbeseitigung intensiv gearbeitet werde.

Vehementen Widerspruch erntete die Vertreterin der Wohnungsbaugesellschaft, Rieker, für ihre Argumentation, Hausbesetzer würden den »normalen Bürgern« mit Wohnberechtigungsschein durch ihre Aktionen Wohnraum entziehen. Besetzte Häuser, so war die Antwort, seien zumeist in einem Zustand, der es nachgerade verbieten würde, sie weiterzuvermieten.

Angesichts der durch die Wohnungsbaugesellschaft Mitte an Bausenator Nagel gesendeten Liste, in der die Gesellschaft die in ihrem Bezirk besetzten Häuser in verschiedene »Kategorien« einteilte, sowie aus der Erkenntnis heraus, daß der Polizei offensichtlich Lagepläne der Häuser in der Mainzer Straße vorlagen, faßte der Runde Tisch des weiteren einen Entschluß, in dem die Wohnungsbaugesellschaft aufgefordert wird, dem Tisch mitzuteilen, ob ebensolche Pläne von Häusern aus Prenzlauer Berg an Polizei und Innenverwaltung weitergeleitet worden sind. Die anwesenden Vertreter erklärten einstweilen, daß sie zumindest »nichts davon wissen«. ok