CRIME COMIX

CRIME-COMIX

Bis vor wenigen Jahren standen amerikanische Comics hierzulande im Ruf anspruchsloser Massenware. Aber inzwischen ist eine junge Zeichner- und Autorengeneration angetreten, um diesen Ruf abzuschütteln. Die amerikanischen Comic-Künstler waren schon immer eingebunden in ein System arbeitsteiliger Prozesse, inhaltlicher Vorgaben, Abgabetermine und vorgeschriebener Seitenzahlen. Während die europäischen Zeichner ihre Geschichten weitestgehend unbeeinflußt gestalten konnten, begannen die US- Verlage ihren Zeichnern diese Freiheit erst zu geben, als die Stagnation in der dortigen Comic- Kultur nicht mehr zu übersehen war. Mike Kaluta (Zeichnung) und Dennis O'Neil (Text) nahmen sich einer Legende an. The Shadow war der berühmte Held der Pulps, der großformatigen Genremagazine. Von 1931 bis 1949 erschienen 325 Romane mit dem Shadow. Die beiden Comic- Künstler haben diesen Mythos der populären Kultur („Wer kennt das Böse, das in den Herzen der Menschen wohnt?“), Ahnherr zahlreicher Kämpfer gegen das Verbrechen, ob sie nun Batman oder Mike Hammer heißen, wieder zum Leben erweckt. Mit atmosphärischer Dichte fangen sie die Stimmungsbilder der amerikanischen Krimi- Literatur der 30er und 40er Jahre ein. Ihr Shadow ist ein Film noir mit Sprechblasen. Band 1 von The Shadow (Ein Nest voller Ratten) ist soeben im Carlsen Verlag erschienen, weitere sollen folgen.

Hannes Binder hat nach Der Chinese seinen zweiten Friedrich Glauser-Krimi illustriert und als Comic herausgebracht. Dabei hat er sich die Freiheit genommen, einiges von der Handlung von Krock & Co. (Glausers letztem Krimi) wegzulassen, zu vereinfachen. Trotzdem ist der Glausersche O-Ton der Dialoge, jenes bedächtige Berndeutsch des Wachtmeister Studer geblieben, und Binder hat es geschafft, die kleinen, scheinbar unwichtigen Einzelheiten, die die Stimmung des Krimis ausmachen, in seinen Bildern einzufangen. (Arche Verlag)