„Das wirkliche Problem sind die Waffenlieferanten“

Bonn (taz) — „Man nennt Saddam Hussein jetzt den gefährlichsten Mann der Welt — aber das wirkliche Problem sind skrupellose Waffenlieferanten, die einen Krieg erst möglich gemacht haben.“ Patrizia Hundsdorf, Sprecherin der „Kontaktbörse der Angehörigen der Geiseln im Irak“, weiß, wen sie für die Golfkrise verantwortlich macht. Sie wird deshalb eine der SprecherInnen heute auf dem Bonner Marktplatz sein. Unter dem Motto „Stoppt den Krieg am Golf — kein Blut für Öl“ hat der „Trägerkreis Golf-Demo“ zu einer Demonstration aufgerufen. Die Veranstalter erwarten mehrere tausend Menschen aus ganz Deutschland, die gegen ein militärisches Ende des Golfkonflikts protestieren wollen. Der Trägerkreis fordert auch, sich für die Freilassung aller Geiseln, die Selbstbestimmung Kuwaits und für ein Verbot aller Rüstungsexporte einzusetzen.

Die irakischen Waffen würden bei einem Embargo irgendwann verrotten, sagte Hundsdorf in Bonn. Durch Krieg und weitere Waffenlieferungen würden nur potentielle neue Feinde stark. Ob denn auch die MitarbeiterInnen der Rüstungsfirmen — viele von ihnen Geiseln — so dächten, wußte weder sie noch ihr Mann. Er war selbst bis vor wenigen Tagen im Irak festgehalten, habe aber dazu mit niemandem sprechen können.

Die Demonstration beginnt um 13 Uhr mit einer Menschenkette am Kanzleramt. ike