Rückruf der „Golden American“

■ Brinkmann zieht seine cumarinhaltige Erfolgszigarette aus Ostdeutschland zurück

Berlin (taz) — Der Bremer Tabakkonzern Brinkmann AG, der in den fünf neuen Bundesländern die Marke „Golden American“ vertreibt, will eine Teilproduktion dieser Zigaretten zurückziehen. Gegenüber der taz erklärte Firmensprecher Doms, der Brinkmann-Außendienst werde die Bestände mit dem seitlichen Aufdruck „Made in the Netherlands“ aus dem Handel nehmen. Ein Gutachten hatte den in der Bundesrepublik verbotenen Wirkstoff Cumarin nachgewiesen. Nach Angaben des Konzerns ist die „Golden American“ die bestverkaufte West-Marke in der Ex-DDR. Nach Analysen des Bundesgesundheitsamtes kann Cumarin Gallengangsveränderungen und Lebertumore verursachen.

Die „Golden American“ wurde bis zum Herbst nur in einer holländischen Zigarettenfabrik hergestellt; inzwischen wird sie auch in England und in Berlin produziert. In den Packungen mit dem Seitenaufdruck „Made in the EEC“, „hergestellt in der EG“, konnte kein Cumarin nachgewiesen werden. Vermutlich sei, so Doms, in Holland einem Teil der Produktion irrtümlich ein cumarinhaltiger Aromastoff zugesetzt worden.

Der Sprecher dementierte Berichte, nach denen der Konzern gegen die Zeitung 'Junge Welt‘ wegen ihrer Berichterstattung über den Fall einen Anzeigenboykott verhängt habe (u.a. taz vom 22.11.). Es sei lediglich geplant worden, mit einer Textanzeige auf die Vorwürfe zu antworten. Brinkmann habe sich dann aber entschieden, „diese Art Kriegsführung nicht anzufangen“.

Doms räumte ein, daß es durch die Pressemeldungen „eine Resonanz“ beim Verkauf der Marke gebe. Um sich „nicht lächerlich“ zu machen, sei jedoch auf Öffentlichkeit bei der Rücknahme verzichtet worden. Die nachgewiesenen Mengen lägen schließlich im Bereich von 2 ppm (Teile pro Million), während etwa in Pfeifentabaken auch in der BRD das Tausendfache dieser Menge zulässig sei. Außerdem sei die BRD das einzige EG-Land mit einem Cumarin-Verbot in Zigaretten. Doms schätzt, daß der Brinkmann-Außendienst etwa vier bis fünf Monate braucht, bis alle Verkaufsstellen in den neuen Bundesländern besucht sind. diba