DGB-Delegierte „bestürzt“

■ Einstimmig für Einstellung von Angelina Sörgel bei der Arbeiterkammer

Das hatte es noch nie gegeben: Am Samstag mischte sich die Kreis-Delegiertenkonferenz des DGB mitten in die Personalpolitik der Arbeiterkammer. „Mit Bestürzung“ habe man die Ablehung der Bewerbung von Angelina Sörgel um eine ReferentInnen- Stelle „zur Kenntnis genommen“, heißt es in einem von den 70 Delegierten einstimmig beschlossenen Antrag der Kreisfrauenkonferenz, „dies ist der zweite eklatante Fall auf Seiten der Vorstände von Arbeiter- und Angestelltenkammer, in dem Grundsätze zur Frauengleichstellung groß mißachtet worden sind.“

Der höher qualifizierten promovierten Ökonomin Angela Sörgel war im Bewerbungsverfahren ein weniger qualifizierter Mann vorgezogen worden. Auch Gastredner Klaus Wedemeier hatte — allerdings ohne Nennung des Namens — auf Einhaltung des neuen Frauengleichstellungs-Gesetzes durch die Arbeiterkammer gepocht. Und der geladene Referent und Hochschullehrer Rudolf Hickel bescheinigte Angela Sörgel noch einmal „besonders gute Qualifikation“ für die vakante ReferentInnen-Stelle.

Der ÖTV-Delegierte und Präsident der Arbeiterkammer, Günter Spanjer, reagierte auf die Vorwürfe mit der Behauptung, daß es in einer solchen Personalfrage gar kein Mitbestimmungsrecht gebe. Dabei begründet der DGB selber in seinem Gesetzesvorschlag für ein neues Bundespersonalvertretungs-Gesetz das Mitbestimmungsrecht in Personalfragen mit Hinweis auf das Bremer Personalvertretungsgesetz, das eine „umfassende Zuständigkeit des Personalrats“ vorsehe. Zum konkreten Fall Sörgel wollte Spanjer keine Auskunft geben, da er „nur als ÖTV-Delegierter, nicht aber als Kammerpräsident sprechen“ könne.

„Die Gewerkschaftsvertreter im Kammervorstand mißachten das Gleichstellungsgesetz und ihre eigenen Beschlüsse. Von den letzten fünf Einstellungen in der Arbeiterkammer waren vier Männer und eine Frau. Das ist nicht Frauenförderung, sondern Frauenbenachteiligung“, empörte sich der Bremer HBV-Vorsitzende, Hans Jürgen Kröger. In dieser Woche will sich der Arbeiterkammer-Vorstand nun erneut mit der Stellenbesetzung befassen.

„Wir müssen offen und ehrlich miteinander umgehen“, hatte zuvor der Bremer DGB-Chef Siegfried Schmidt als neue Haltung innerhalb der Gewerkschaft gefordert und ergänzt: „Wir brauchen auch mehr Querdenker.“ Daß es an Offenheit und neuen Ideen bislang gefehlt hat, daran ließ Schmidt in seinem Rechenschaftsbericht keinen Zweifel. Nach seinem Wunsch soll der DGB sich künftig stärker in Verkehrsfragen, in die Stadtentwicklung und soziale Fragen wie die Kindergartenpolitik einmischen. Ase