Kein Reisebüro ins frühere Leben

■ Gibt es ein Leben nach dem Leben? Französischer Hypnoseexperte bei den Bremer Esoteriktagen

Sandelholz, Moschus und Weihrauch drangen den BesucherInnen schon an der Kasse entgegen. „Düfte des Himmels“, wie sie an den Ständen der Esoterik-Tage an diesem Wochenende in der Kunsthalle vermarktet wurden. Aromatherapie, natürliches Leben und Heilen und Schnupperseminare hatten die Leute auch aus Cuxhaven, Wilhelmshaven und Ostfriesland zum Fachkongreß in Bremen gelockt: Amulette und handgemalte Seidentücher wurden verkauft, Fachliteratur, Blütenblätter, Tarotkarten und Lagekarten von den Reflexzonen des Menschen.

Für sechs Mark pro Person entließ der Veranstalter („Vita Ausstellungen“ aus dem süddeutschen Langenburg) die BesucherInnen in die betont harmonische und schwingungs-schwangere Atmosphäre seiner Gesundheitstage für Körper, Geist und Seele. „Reinkarnation“ lautete ein Programmpunkt gestern nachmittag ganz lapidar.

„Gibt es ein Leben nach dem Leben?“ fragte der französische Hypnoseexperte Norbert Vogel vor rund 100 ZuhörerInnen und betonte gleich: „Eine definitive Antwort gibt es nicht.“ Vogel hatte jedoch Tonbandaufzeichnungen mitgebracht, die er mit seiner 25jährigen (therapeutischen) Hypnoseerfahrung als typische und in individuellen Variationen immer wiederkehrende Aussagen beschrieb.

Wenn Vogel seine Klienten, zum Beispiel wegen eines im Unterbewußtsein vergrabenen Traumas, bis zur Geburt und auch darüber hinaus „zurückführe“, dann schildern sie alle: einen Schwebezustand nach dem Tode, aus dem sie ihren Tod und ihren Körper hautnah aber dennoch mit Distanz erleben, bevor sie in einen Tunnel oder Kanal hinübergleiten. In der nächsten Stufe gelangen sie in eine Helligkeit, die fast alle mit Licht, einer „höheren Kraft“ oder „Bewußtsein“ beschreiben. In dieser Phase des Lichts ziehen sie die Bilanz ihres verflossenen Lebens, „manche werden sich bewußt, was sie falsch gemacht haben“, berichtet Norbert Vogel. Bis hierhin kommen auch Menschen, die zum Beispiel kurzzeitig als klinisch tot galten.

Nächste Stufe ist eine Grenze oder Linie, eine Schranke oder ein Fluß, den sie zu überschreiten haben. „Danach gibt es kein Zurück mehr in das verflossene Leben“, so Vogel. Zeit existiert nicht mehr. Was dann kommt, sind „graue Kreise“, dunkle Nebel, aus denen die Betroffenen in einen Sog hereingezogen werden — und damit in einen neuen Körper reinkarnieren. „Auffallend ist auch, daß den meisten dieser neue Körper dann zu klein ist“, beschreibt der Hypnotiseur die Berichte seiner Klienten.

Fetzen von bis zu 20, 30 Leben habe er an ihnen schon feststellen, ihre Angaben zum Teil überprüfen können. „Ich bin aber kein Reisebüro für frühere Leben“, betont Vogel. Aus reiner Neugier lasse er sich nicht auf Rückführungen ein: Sein Ziel ist die therapeutische Hilfe, die Bewußtmachung von Unbewußtem, Verdrängtem. So hatte erst die Rückführung eines jungen Mannes, der zeitlebens impotent und an allen Therapien gescheitert war, entdeckt: In seinem früheren Leben hatte der Mann als Geistlicher seine starke Sexualität vehement unterdrückt und dies als Grundproblem auch in sein neues Leben mitgetragen. „Dieser Mann rief mich schon nach der ersten Sitzung mit einer Erfolgsmeldung an.“ Birgitt Rambalski