■ RADIODAYS
: MITTWOCH

Eine Farce über die Ermüdungserscheinungen des überinformierten mündigen Bürgers steht um 20 Uhr beim Rias 1 auf dem Programm. Und die Konflikte in Der letzte Wähler werden manch einem im Wahljahr 1990 sehr vertraut vorkommen. Autor Detlef Michel jedenfalls läßt seine Hauptfiugur Dr.Kerbel in argen Gewissensnöten schwitzen, denn er hat nur die Wahl zwischen zwei Übeln. In seinem Heimatort besteht Stimmengleichheit zwischen Bürgermeister und Opposition. Nun soll Kerbel, der lange im Ausland weilte, das Zünglein an der Waage spielen. Seine Stimme wird entscheiden, ob eine geplante Fabrik für Plastekorken die Korkeichen rettet, dabei aber eines der letzten Naturreservate, den Auwalds zerstört. Armer Dr.Kerbel! Seine Qual wird mal bissig, mal resigniert-ironisch von Volker Ludwigs Songtexten begleitet.

Mit dem Witz, der aus Verzweiflung entsteht, schrieb George Tabori das Hörspiel Mein Kampf, das um 21 Uhr beim hr 2 zu hören ist. Er selbst spielt den gutmütigen Juden Herzl, dem Hitler in den, wie er es selbst nannte, „schwersten, wenn auch gründlichsten“ Jahren seines Lebens begegnet. Alles spielt in den Jahren 1908 bis 1913, die Hitler in verschiedenen Wiener Asylen und Männerwohnheimen zubrachte. Einer Zeit also, in der sich Hitlers Antisemitismus voll ausprägte.GeHa