Demo gegen Golfkrieg

■ „Kein Blut für Öl“: 6.500 Bürger protestierten in Bonn gegen eine militärische Lösung des Golfkonflikts

Bonn (taz) — „Stoppt den Krieg am Golf, kein Blut für Öl“ — das war das Motto von 6.500 Demonstranten am Samstag in Bonn. „Wir wollten vor einem möglichen militärischen Eingriff am Golf deutlich machen, daß es auch andere Lösungen gibt“, sagte Organisator Manfred Stenner gegenüber der taz. In seiner Abschlußerklärung forderte der TrägerInnenkreis daher ein „Embargo mit langem Atem“ statt „Invasionsarmeen“, den Truppenabzug am Golf, die Achtung internationalen Rechts durch den Irak, aber auch durch alle anderen, die Krieg führen oder führen lassen, eine Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen Osten, „den Stopp der Rüstungsexporte und die eigene ernsthafte Abrüstung“.

Die Demonstration hatte vor dem Bundeskanzleramt begonnen — mit einer Menschenkette, einigen lila Tüchern und vielen Transparenten: „No more Vietnam“ oder „Ich sterbe gern für billiges Öl — eine starke Truppe“. Aus der Kette wurde ein Zug in die Innenstadt, der mit einer Abschlußkundgebung endete. „Wir Deutsche gehören zu denen, die durch ihre Rüstungsexporte Saddam Hussein erst zu seinem gewalttätigen Mißbrauch befähigt haben“, sagte Horst-Eberhard Richter von den „Ärzten gegen den Atomkrieg“. Doch „der Aufschrei der freien Welt kam erst, als Kuwait besetzt wurde und nicht Kurden, sondern Ölquellen gefährdet waren“, so Lissy Schmidt von „medico international“. „Nun sind die Feinde unserer Feinde unsere Freunde, selbst wenn sie Diktatoren vom selben Schlag sind. Sind das die neuen Geschäftspartner für die westlichen Rüstungsindustrien?“ wollte Patricia Hundsdorf, Sprecherin der „Kontaktbörse Angehöriger der Geiseln im Irak“, wissen. Beklatscht wurde vor allem Eric Larsen, US-Marinereservist, der einen möglichen Befehl „An den Golf!“ mit Desertion beantworten will.

„Wenn ihr den Befehl bekommt, in einen Krieg irgendwo auf der Welt zu gehen, dann sagt nein und begeht Fahnenflucht!“ Dieser Satz auf einem Flugblatt der Grünen führte zu Meinungsverschiedenheiten mit der Polizei, die zweimal erfolglos versuchte, entsprechende Transparente zu beschlagnahmen. Etwa 150 Flugblätter nahmen sich die Ordnungshüter dann vom Infostand der Grünen bei der Abschlußkundgebung; 6.000 waren bereits verteilt. Ina Kerner