Dread Zeppelin

Ein alter Akademikerscherz: Verschrobene, total schmierige Horrorsongs in aller Seelenruhe travestieren. Bayrische Skiffle-Combos covern Heintjes »Mama«. Berliner Pogotruppen spielen die Melodie der »Lindenstraße« garagenhaft ein. Speedmetalgurken greifen zu Elton John-Oldies. Und auf der anderen Seite der die hohe Kunst der Interpretation: Tuxedomoon lieferten bereits vor 12 Jahren das schönste Vorspiel eines Cole Porter-Songs (»Night And Day«). Kid Creole verstand sich auf die Auswertung aller Bigband-Standards der Strumpfbandtanzhallenperiode. Laibach strapazierten die Nerven eingefleischter Beatles-Fans durch die postindustrielle Fehlinterpretation der Soziotherapieplatte »Let It Be«.

Na gut, wenn da noch einige, genaugenommen sechs leicht angeschwachsinnigte Amerikaner sich Led-Zep-Klassiker vornehmen, um daraus »Südseezauber«-duftende Reggaenummern zu machen, kann es a) eine einzulösende Wette, b) ein Promitrick kalifornischer Hippies, c) ein psychotherapeutisches ReHa-Experiment oder d) das letzte, große und wahre Fantum einer verschriebenen Clique sein. Als letzteres klingt es natürlich seltsam, aber nach viel Liebe. Allein, die Bühnenausstrahlung der Dread Zeppelin, die auf die einzige authentische 70ies-Fettbacken-Elvis-Kopie des Sängers Tortelvis zurückgeht, macht das Unternehmen zu einem Angriff auf den guten Geschmack. Das hätte ihnen eher einen Platz in der »Lindenstraße«-Gemeinde sichern müssen. So aber bearbeiten sie heute mit schleppenden Dubversionen aller Lieblingssongs der einzigen Lieblingsgruppe Ohren und Zwergfelle. Natürlich ließe sich »Stairway To Heaven« so gesehen einigermaßen gut verschaukeln. Heavy Rock mit Wippelrhythmik, Jahrockers rule. (Um 20 Uhr im Metropol) Harald Fricke