Deutsche Sparsamkeit

■ Mannesmann-Zweigwerk in Brasilien verweigert Lohnausgleich/ Seit mehr als sechs Wochen Streik

Berlin (taz) — Seit mehr als sechs Wochen streiken die 600 Beschäftigten des Mannesmann-Zweigwerks in Sao José dos Campos in Brasilien um einen Inflationsausgleich. Der Konzern, der in der Vergangenheit schon wiederholt als Scharfmacher unter den größeren ausländischen Konzernen in Brasilien aufgefallen ist, weigert sich beharrlich, mit den streikenden Arbeitern überhaupt zu verhandeln. In den meisten Betrieben Brasiliens haben die Gewerkschaften in den letzten Monaten einen Inflationsausgleich durchgesetzt, um die horrenden Preissteigerungen vor Inkrafttreten des Collor-Plans, der einen faktischen Lohn- und Preisstopp beinhalten sollte, auszugleichen. Während die Löhne tatsächlich eine Zeitlang stagnierten, zog die Inflation schon wenige Monate nach der Verkündigung des Collor-Plans im Frühjahr wieder an.

Auch im brasilianischen Hauptwerk von Mannesmann in Belo Horizonte ist die Lohnanpassung längst perfekt. Nur in Sao José dos Campos stellt sich die Geschäftsführung stur. Die Arbeiter bekommen nicht einmal Arbeitslosenunterstützung. Eine Solidaritätskampagne zur Unterstützung des Streiks wurde gestartet, allerdings ohne ausreichenden materiellen Erfolg. Die Bevölkerung ist zu arm, und auch die von der linksorientierten Arbeiterpartei (PT) regierte Stadt kann keine Unterstützung leisten, weil ihr Unterstützungsfonds in den letzten Monaten durch zahlreiche Entlassungen in anderen Werken aufgebraucht worden ist. Bisher konnte lediglich Trockenmilch für die Kinder der streikenden Arbeiter bereitgestellt werden.

Die von ihrer Gewerkschaft unterstützten Arbeiter wollen sich nun an ihre Kollegen in Deutschland um Hilfe für ihren Kampf wenden. Beim Gesamtbetriebsrat des Mannesmann-Konzerns ist allerdings bisher kein Hilfsersuchen angekommen. marke

Der vom Sozialistischen Büro Offenbach gegründete Arbeiter-Solidaritäts-Fonds ruft zu Spenden für die brasilianischen Mannesmann-Arbeiter auf: Arbeiter-Solidaritäts- Fonds e.V., Postgiroamt Karlsruhe 259855-758 (BLZ 6601075).