DER POPULÄRE KONZERTFÜHRER
: Tango, Video und Jazz

■ Eine Musikwoche Dezember mit außergewöhnlichen Zusammenführungen

Holger Czukay ist ein merkwürdiger Zeitgenosse. Der ehemalige Bassist von Can hat sich zu einem international angesehenen Soundtüftler entwickelt, in Japan ist er eine Kultfigur. Er arbeitete mit David Sylvian und Dave Stuart zusammen und verwendete für seine Platten so skurriles Material wie die Gebetsgesänge des Papst oder die chinesische Nationalhymne. Nur er konnte auf die Idee kommen, auf einer Tournee seine alten Videos aus der Zeit mit Can und neuere Produktionen in konzertähnlichen Veranstaltungen zu zeigen und dazu von der Bühne herunter Geschichten zu erzählen. Am 4.12. startet die Tour im Modernes. Bei einer ähnlichen Veranstaltung in Köln „brachte er 1200 Besucher aus ganz Deutschland zum Lachen, Schwelgen und Grübeln“ — so steht es jedenfalls im Presseheft. Zuzutrauen wäre es dem Hochkomiker Czukay, für den Video „ein Zweikomponentenkleber von Bild und Ton“ ist.

Nachdem vor einigen Tagen Jan Garbarek in Vegesack aufgetreten ist, spielt nun auch einer seiner alten Weggefährten im Bürgerhaus Weserterrassen. Am 2. 12. stellt der finnische Schlagzeuger, Percussionist und Komponist Edvard Vesala sein Projekt „Sound and Fury“ bei DACAPO vor. Sein Oktett besteht aus sehr jungen finnischen Musikern — darunter drei Saxophonisten und ein Pianist, der auch Harfe spielen wird — alleine ihre schönen Namen wie Uffe Krokfors, Pepa Pälvinen oder Jouni Kannisto versprechen schon ein besonderes Hörerlebnis.

Vesala war auch Mitglied des „Electric Circus“ von Toto Blanke, und dieser ist am 9. 12. in einem anderen DACAPO Konzert zu hören. Im Theater am Leibnizplatz wird in einer „Noche de Tango Argentino“ der Tanz der Leidenschaften in vier verschiedenen Variationen präsentiert: in der klassischen Triobesetzung mit Bandoneon, Gitarre und Gesang (und hier wird Toto Blanke neben Raul Montero und Martino Rivero zu hören sein), als parodistischer Tangoclip mit dem Pantomimen Hector Malamud, als getanzter Tango und als Solodarbietung des Bandoneonspielers Rene Marino. Das Programmblatt gibt keine Auskunft darüber, ob das Publikum mittanzen darf.

Am 1.12. wird im Lagerhaus Lyrik mit Jazz von der Bremer Gruppe “Logos“ zu hören sein. Hermann Wilhelm Schmidt (der einzige prosaische Name im ganzen Text) rezitiert seine Gedichte zur Musik eines Trios mit Trompete, Bass und Schlagzeug. „'...submaritim leuchtet es im Orangensaft'. Alles klar?“ zitierte einer der taz-Kollegen vor einem Jahr recht angetan. Willy Taub