Mit Messern und Stangen gegen Panzer

Dakka (taz/adn) — Nach schweren Zusammenstößen zwischen Regimegegnern und Polizeikräften sind am Mittwoch morgen in der Hauptstadt Bangladeschs, Dakka, Regierungstruppen einmarschiert. Soldaten patrouillierten in gepanzerten Fahrzeugen und kontrollierten alle strategisch wichtigen Punkte. Dennoch griffen mehrere tausend Demonstranten Polizisten mit Messern und Eisenstangen an. Die Polizei setzte Tränengas ein und schoß gezielt in die Menge. Über die Zahl der Opfer wurde bislang nichts bekannt.

In wochenlangen Protestdemonstrationen hatte die Opposition den Rücktritt von Präsident Hussain Mohammad Ershad gefordert. Am Dienstag sah sich dieser zum dritten Mal in seiner Amtszeit veranlaßt, über Dakka zunächst eine Ausgangssperre zu verhängen. Als Studenten schließlich zu einem Generalstreik für den gestrigen Mittwoch aufriefen, setzte der General die Bürgerrechte im ganzen Land außer Kraft und verfügte eine Pressezensur. Dakkas Journalisten legten aus Protest die Arbeit nieder. Tausende Menschen hielten sich indes nicht an das damit verbundene nächtliche Ausgehverbot.

Unterdessen riefen die Vorsitzende der Awami-Liga und Tochter des Staatsgründers Mujibur Rahman, Hazina Wazed, und die Vorsitzende der Bangladesch Nationalist Party und Witwe des ermordeten Staatschefs Ziaur Rahman, Begum Zia, zu einem zwölfstündigen Generalstreik auf. Die Häuser der Führerinnen der beiden größten Oppositionsbündnisse des Landes wurden von starkem Polizeiaufgebot umstellt.

In einer kurzen Rede in den staatlichen Medien erklärte Ershad, er mache die Wiederherstellung der Grundfreiheiten, der Pressefreiheit und einer unabhängigen Justiz vom Verhalten der Opposition abhängig.

Zwischen der Awami-Liga unter Hasina Wazid und Bangladeschs Nationalpartei, geführt von Begum Zia, bestehen tiefgreifende inhaltliche Unterschiede. Während die Awami- Liga für eine parlamentarische Demokratie optiert, strebt die Bangladesh Nationalist Party ein Präsidialsystem an.

Vergangene Woche verpflichteten sich die rivalisierenden Parteien aber auf ein gemeinsames Programm. Es gipfelte in dem Aufruf, Präsident Ershad zum Rücktritt zu zwingen und die im kommenden Jahr anstehenden Wahlen durch eine neutrale Interimsregierung vorbereiten zu lassen. sl