URDRÜ'S KOLUMNE
: An die Muttermilchpumpen!

■ Ulrich Reineking-Drügemöllers Text as Text can

Die größte deutsche Tageszeitung hat inzwischen und wahrhaftig die Aktion „Ein Herz für Rußland“ eingeleitet. Vermutlich sind auch schon die roten Herz-Aufkleber in Druck. Kulturträger wie Max Greger, Heino der Deutsche und Angelika die Milster spendeten bereits je 50 Mark für „Standardpakete“, die derzeit von emsigen RotkreuzlerInnen und Kreuzfahrern gepackt werden. Und, zackzack, sicherte Gerhard Stoltenberg seine Unterstützung zu: „Bundeswehr zu jeder Hilfe bereit. Die Luftwaffe steht zur Verfügung.“ Darauf, bittschön, einen Gorbatschow.

Prost Muttermilch! heißt es hingegen heute für Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger. Die Bremer Stillgruppen kredenzen ihr heute den nahrhaften Drink im ZKH Links der Weser. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Die Milch wird nicht „ab Quelle“ in den Stoffwechsel der Senatorin eingespeist, sondern im Glas serviert. Und das, obwohl die Stillenden in ihrer Pressemitteilung nachdrücklich postulieren: „Stillen ist ein (bisher leider ungeschriebenes) Menschenrecht.“ So isses...

Support your local Hausbesetzers. Wohnrecht für die Grünenstraße! Und wenn sich Grobecker im Haus des Reichs weiterhin grobschlächtig allen Gesprächen verweigert, kommt bald der Nikolaus mit Rute: Meinst du, er wäre offen, der Sack? Solidarisch empfehlen wir das mittwöchliche Abendessen im Conny-Wessmann-Haus mit der kritischen Anmerkung: „Vegetarians only“. Forderung: Totes Tier auch für die Volxküche!

Fast möchte man eine ungewaschene Bio-Möhre gegen eine Rostbratwurst auf die Annahme verwetten, daß in der Polizeipressestelle Am Wall neuerdings Praktikanten aus der Partnerstadt Rostock des Sagen haben. In einer aktuellen Mitteilung über Schmuck, der bei einem mutmaßlichen Hehler aus Walle gefunden wurde, heißt es schlicht und schön: „Für Werktätige besteht die Möglichkeit der Inaugenscheinnahme am Samstag.“

Kein Verlaß mehr auf die Heroes unserer Jugend: Joe Cocker hat die Schnapsflasche gegen die Schnabeltasse mit Früchtetee getauscht und Harald Juhnke wirbt künftig mit Else Kling aus der Lindenstraße für Buttermilch-Spezialitäten aus dem Allgäu. Nun verarschen uns auch noch Mick Jagger und Jerry Hall! Nach zwei Jahrzehnten wildester Ehe heirateten die beiden auf Bali und traten gemeinsam zum Hinduismus über. Satifaction guaranteed?

Die Justizpressestelle veröffentlichte jetzt die Jahresübersicht der Geldbußen, die an hiesigen Gerichten verhängt wurden. Mehr als 1,5 Millionen D-Mark landeten direkt im Staats-Säckel, und rund 1,4 Millionen flossen auf die Konten von insgesamt 179 Einrichtungen gemeinen Nutzens. Ein Blick in die Liste verrät so einiges über die Befindlichkeiten von Richtern und Staatsanwälten: Neben bekannten Organisationen wie SOS-Kinderdorf, Greenpeace und Johanniter-Unfallhilfe werden da auch Beträge aufgeführt für den “Elefanten-Kinderkreis Oberneuland“ (6.600 DM), der bereits im Vorjahr mit 5.500 Mark bedacht wurde. Die Parzellisten und Campingfreunde der Freizeitstätte Arberger Sommerbad sind mit 5000 Mark dabei und die Mariannhiller Mission in Würzburg (?!) darf sich über 4.550 Mark freuen. Die Bremer Härteregelung für vergessene Opfer des NS-Regimes muß sich mit 250 Mark bescheiden, und 150 Mark gingen an die Stiftung “Der Hodenberg“. Unberücksichtigt blieben beim warmen Regen von Frollein Justitia Butterberg, Eierberg und Weyerberg.

Sehr geehrter Klaus Hinte! Wie mir aus den Papierkörben der bremischen Verkehrsplanung bekannt wurde, beabsichtigen Sie und bislang unbekannte Komplizen, den Steffensweg und die Lange Reihe in Walle aus der künftigen Tempo 30-Regelung herauszunehmen. Als Anlieger dieses Straßenzuges fordere ich Sie nachdrücklich auf, von solch kriminellem Unfug schnellstens Abstand zu nehmen. Widrigenfalls haben Sie mit Wasweißich- aberkräftig und auf alle vier Backen zu rechnen. Hochachtungsvoll und so weiter. Nach Diktat verreist.

PS: Am Sonntag darf gewählt werden. Und am Montag gibt es wieder frische Brötchen.