STANDBILD
: Selbstbeweihräucherung in kitschigen Kulissen

■ "TeleStar", Mittwoch, 28.11., ARD, um 20.15 Uhr

Der Schreck sitzt tief, habe ich doch vor wenigen Minuten eines der grauenerregendsten Showfinales seit der TV-Silvesterfeier anno 1965/66 ertragen müssen, inszeniert von Michael Pfleghar, einem Mann, der einmal als große Hoffnung der (bundes-)deutschen Fernsehshow gehandelt wurde! Die Karnevalsfolkloristen Bläck Fööss vereinigten sich mit in das Bühnenrund strömender Kölner Gesangvereine, um gemeinsam „Oh Happy Day“ darzubieten, ein Popgospel, der mir ein Graus ist, seit sozialdemokratische Junglehrerinnen uns Schüler zwangen, ihn gemeinschaftlich zu schmettern, zu röhren und zu fiepen.

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen feierte sich selbst an diesem Abend, Friedrich Nowottny vom WDR hatte in Übereinkunft mit seinem ZDF-Kollegen Dieter Stolte nach Köln geladen, verdiente und tüchtige Showgeschäftler mit dem „TeleStar“ auszuzeichnen, einer ziemlich häßlichen und wohl auch schweren Skulptur.

Diesen Kaventsmann bekamen so unterschiedliche Zelebritäten wie Wolfgang Rademann — Produzent hell erstrahlender Programmglanzpunkte wie Das Traumschiff — Manfred Krug und die Regisseurin Karin Brandauer. Förderpreise erhielten der Autor Felix Mitterer, der Regisseur Thorsten Näter und der Sketchautor Rochus Hahn, der mit seinem legeren Äußeren und dem etwas ver(k)lebt-brachig wirkenden Gesicht den aseptisch-feierlichen Ernst der Stunde wohltuend kontrastierte.

Stichwort Feierlichkeit. Das ging schon los mit dem Intro, einem Medley mit Melodien aus dem Musical Cabaret. Da wollte man dem Publikum nun aber mit der Kesselpauke zutrommeln, daß großes Entertainment auf dem Programm stand. Vergebens, natürlich. Selbst Harald Schmidt, neben Sabine Sauer Conférencier der Selbstbeweihräucherung und letzter Hoffnungsträger, enttäuschte. Verkrampft, ungewohnt markig und den gewohnten ironischen Unterton vermissen lassend, reihte er sich an diesem Abend ein in den Reigen der Elstnerthoelkes, Valerienlaufenbergs und anderer Moderationszombies. Schade eigentlich.

Nächstes Jahr wird es wieder eine Verleihung des TeleStar geben. Aber bitte, liebes Fernsehen: Nicht aufzeichnen und im Abendprogramm senden. In Wir über uns genügt völlig und ist billiger. Herr Dittmeyer