Rund um den Ring

■ Geschichte des Berliner Rings: 228 Kilometer Autobahn / Baubeginn 1935, Fertigstellung erst 1980 — I. Teil

Berlin. Bei ihren Ausflügen nutzen die Spree-Athener den 226 Kilometer langen Autobahngürtel mit 26 Aus- und Einfahrten um die Hauptstadt, den Berliner Ring. 1935 war Baubeginn für den Berliner Ring — in besonderer Hektik wegen der ein Jahr später stattfindenden Olympischen Spiele. Aber noch 1939 fehlten der Westen und der Norden im Ring. Im Bau war der südliche Zubringer von der Avus zur Auffahrt in Michendorf. Der letzte Abschnitt zwischen Potsdam und Velten wurde erst 1980 geschlossen. Mit dem wenig später fertiggestellten nördlichen Zubringer bei Oranienburg/Henningsdorf münden heute sechs Autobahnen in den Ring: Hamburg/Rostock, Hof/Eisenach, Helmstedt/ Magdeburg, Dresden/Cottbus, Frankfurt an der Oder/Stettin.

Der Berliner Ring war auch Teil der von Hitlers Stararchitekten Albert Speer entworfenen Pläne für die gigantomanische Umgestaltung Berlins zur »Welthauptstadt Germania«. Speer plante für eine Acht- bis Zehn- Millionen-Stadt. Die Schrecken der NS-Zeit, aber auch jene der unmittelbaren Nachkriegszeit werden in Erinnerung gerufen, wenn man am Autobahnabzweig Birkenwerder nach Oranienburg zur KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen fährt. In Sachsenhausen, wo unter anderem Carl von Ossietzky und Martin Niemöller inhaftiert waren, wurden Zehntausende Gefangene, darunter viele sowjetische Soldaten, von der SS umgebracht. Von dort setzte sich in den letzten Kriegstagen 1945 der berüchtigte Todesmarsch der überlebenden Häftlinge in Bewegung, und dort kamen in den ersten Nachkriegsjahren zahlreiche Gefangene der sowjetischen Besatzungsmacht ums Leben, deren Massengräber nach der Wende im nahegelegenen Wald von Schmachtenhagen entdeckt wurden.

Vom nächsten Abzweig Pankow, wo der Autobahnring einige Kilometer lang Berliner Stadtgebiet durchquert, ist es nicht weit nach Wandlitz mit jener im Wald versteckten, von einer Mauer umgebenen Siedlung, das als einstiges Prominenten-Getto des SED-Politbüros bis zum 9. November 1989 verbotenes Gebiet war. Weiter nördlich liegt die Schorfheide, einmal Staatsjagdgebiet der SED-Prominenz und zuvor Domäne der Nazigröße Hermann Göring mit seinem Landsitz »Karinhall«. (Teil II der Geschichte folgt nächsten Samstag.) Wilfried Mommert